Diagnose

Bullöse Tinea corporis

In der Zusammenschau aller Befunde konnten wir die Diagnose einer bullösen Tinea corporis stellen. Wir leiteten daher eine kombinierte topische Behandlung mit Miconazolnitrat und eine systemische antimykotische Therapie mit Itraconazol ein, worunter der Befund vollständig abheilte. Der Patientin wurde dringend empfohlen, die Haustiere bei einem Tierarzt vorzustellen.

Diskussion

Eine Blasenbildung ist, außer im Fall einer Tinea pedis et manuum, eine seltene klinische Manifestation der kutanen Tinea, welche sich hauptsächlich als erythematöse Plaques mit Pusteln darstellt. Die bullöse Tinea corporis wird insbesondere durch zoophile oder geophile Dermatophyten verursacht [1]. Zu den bislang am häufigsten beschriebenen Erregern bullöser Formen der Tinea corporis zählt neben Arthroderma benhamiae und Trichophyton erinacei auch Trichophyton mentagrophytes. Ein typisches Erregerreservoir für Trichophyton mentagrophytes stellen beispielsweise Igel oder wie in unserem Fall Meerschweinchen dar [2, 3].

Klinisch imponieren neben scharf begrenzten erythematösen Plaques mit randständiger Schuppung, Perinomodie sowie bullöse Anteile, die sich bis zu mehrere Zentimeter großen prallen Blasen entwickeln können. Es wird diskutiert, dass die Blasenbildung auf eine hypererge Reaktion gegenüber den sehr virulenten Erregern mit geringer Humanadaptation zurückzuführen ist [4]. In manchen Fällen kann eine feinlamelläre Schuppung auch bei bullösen Formen der Tinea corporis bestehen und somit die klinische Verdachtsdiagnose erleichtern.

Der Erregernachweis sollte immer angestrebt werden. Neben der oft genutzten Methode der kulturellen Anzucht, kann der Erregernachweis auch mittels PCR-gestützten genetischen Identifikationsverfahren erfolgen [5]. Durch die DNA-Bestimmung ist die Erregeridentifikation sensitiver geworden, da sie lediglich geringfügig durch antimykotische Vorbehandlungen beeinträchtigt wird. Eine weitere neuere Detektionsmethode ist MALDI-TOF (matrix-assisted laser desorption ionization-time of flight) [1, 6, 7]. Hierbei wird Probenmaterial aus einer Pilzkultur gewonnen. Nach Laserbehandlung der Probe werden die freigesetzten organischen Substanzen massenspektrometrisch analysiert.

Der von uns vorgestellte Fallbericht demonstriert, dass bei dem Vorliegen von Vesiculae oder Bullae auf scharf begrenzten erythematösen Plaques differenzialdiagnostisch auch an eine Tinea corporis gedacht werden muss, die oft auch durch Haustiere übertragen wird.


Interessenkonflikt


Keiner.

Literatur
1 Brasch J. Neues zu Diagnostik und Therapie bei Mykosen der Haut. Hautarzt 2012, 63: 390–5.
2 Budihardja D, Freund V, Mayser P. Widespread erosive tinea corporis by Arthroderma benhamiae in a renal transplant recipient:
case report. Mycoses 2012, 53: 530–2.
3 Drouot S, Mignon B, Fratti M et al. Pets as the main source of two zoonotic species of the Trochophyton mentagrophytes complex in Switzerland, Arthroderma vanbreuseghemii and Arthroderma benhamia. Vet Dermatol 2009, 20: 13–8.
4 Helmer A, Merk H, Megahed M, Abuzahra F. Bullöse Tinea corporis durch Trichophyton mentagrophytes. Hautarzt 2006, 57: 444–6.
5 Kanbe T. Molecular approaches in the diagnosis of dermatophytosis. Mycopathologia 2008, 166: 307–7.
6 Erhard E, Hipler UC, Burmester A et al. Identification of dermatophyt species causing onychomycosis and tinea pedis by MALDI-TOF mass spectrometry. Exp Dermatol 2008, 17: 356–61.
7 Theel ES, Hall L, Mandrekar J, Wengenack NL. Dermatophyte identification using matrix-assisted laser desorption ionization- time off light mass spectrometry. J Clin Microbiol 2011, 49: 4067–71.

 

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