Diagnose

Multiple miliare kutane Osteome

Diskussion
Multiple miliare kutane Osteome sind Knochenablagerungen in der Dermis oder Subcutis. Betroffen sind zumeist Frauen mittleren Alters. Es wird zwischen primären und sekundären Osteomen unterschieden. Die primäre Form tritt unter anderem beim Gardner-Syndrom oder beim Albright- Syndrom auf [1]. Bevorzugte Lokalisationen sind Stirn und Dekolleté. Eine Kalzium- Phosphatstoffwechselstörung konnte bei unserer Patientin nicht nachgewiesen werden. Calcium, alkalische Phosphatase, Phosphat und Parathormon waren im Normbereich. Nach Angabe der Patientin habe der Gynäkologe bei Ihren beiden Geburten eine ungewöhnliche, vollständige „Verkalkung“ der Plazenten festgestellt, die operativ entfernt werden mussten. Die Kinder seien in der Entwicklung völlig unauffällig gewesen. Es bleibt spekulativ, ob hier ein Zusammenhang mit den später aufgetretenen Osteomen im Sinne einer serologisch nicht objektivierbaren Kalzium- Phosphatstoffwechselstörung besteht.

In Anbetracht der besonderen Lokalisation primärer kutaner Osteome könnte pathogenetisch auch einer ausgeprägten solaren Elastose eine besondere Bedeutung zukommen [2]. 

Häufiger zeigt sich die sekundäre Form kutaner Osteomata, zum Beispiel nach ausgeprägter Akne [3], welche jedoch bei unserer Patientin verneint wurde. Aber auch andere Erkrankungen wie zum Beispiel Dermatomyositis, Narbengewebe, Basalzellkarzinome, desmoplastische Melanome, Pilomatrixome und venöse Stauungen können mit kutanen Osteomen assoziiert sein [4]. Weiterhin wurde berichtet, dass in einem Fall Osteome in zeitlichem Zusammenhang mit der Einnahme von Diphosphonaten bei Osteoporose aufgetreten waren [5]. Dies steht im Widerspruch zu älteren Arbeiten, in denen Diphosphonate zur Verhinderung verstärkter Ossifikationsprozesse eingesetzt wurden [6]. Jedoch zeigte der direkte Einsatz von Diphosphonaten zur Behandlung congenitaler Osteomata cutis keinen Effekt [7]. Da die Erkrankung selten ist, wird die Diagnose oft erst histologisch gestellt. Hier zeigen sich typische, meist dermal gelegene Verköcherungen. Pathogenetisch wird eine Metaplasie von mesenchymalen Zellen zu Osteoblasten vermutet [8]. Die therapeutischen Möglichkeiten sind bei ausgeprägten Befunden unbefriedigend. Neben einer lokalen Retinoidbehandlung bei sehr oberflächlichen Osteomen werden vor allem chirurgische Interventionen mit Stanzen, Nadelinzisionen und mikrochirugischem scharfen Löffel empfohlen [9, 10]. Des Weiteren wurde über erfolgreiche Behandlungen mit ablativen Lasern wie dem Erbium:YAG berichtet [11]. Unsere Patientin möchte zunächst aufgrund Ihres niedrigen Leidensdrucks keine Behandlung durchführen lassen. 

Interessenkonflikt
Keiner. 

Literatur
1 Diercks K, Schulte K, Schuppe HC, Lehmann P. Primary cutaneous osteomas in Albright’s hereditary osteodystrophy. Hautarzt 1996; 47: 673–675.
2 Chabra IS, Obagi S. Evaluation and management of multiple osteoma cutis: case series of 11 patients and literature review. Dermatol Surg 2014; 40: 66–68.
3 Thielen AM, Stucki L, Braun RP et al. Multiple cutaneous osteomas of the face associated with chronic inflammatory acne. J Eur Acad Dermatol Venereol 2006; 20: 321–326.
4 Stöckel S, Eppinger S, Stein A, Meurer M. Multiple miliare Osteome des Gesichts. Hautarzt 2002; 53: 37–41 5 Riahi RR and Cohen PR. Multiple miliary osteoma cutis oft the face after initiation of alendronate therapy for osteoporosis. Skinmed 2011; 9: 258–258
6 Forth W. Diphosphonat zur Verhinderung verstärkter Ossifikationsprozesse. Klin Wochenschr 1986; 64: 575–578.
7 Worret WI. Kongenitales Osteoma cutis, Versuch einer Diphosphonat- Therapie. Z Hautkr 1986; 61: 947–950.
8 Burgdorf W, Nasemann T. Cutaneous osteomas: a clinical and histopathologic review. Arch Dermatol Res 1977; 260: 121–135.
9 Baskan EB, Turan H, Tunali S et al. Miliary osteoma cutis of the face: treatment with the needle microincision-extirpation method. J Dermatolog Treat 2007; 18: 252–254.
10 Stanke S, Weßling-Assmann K, Metze D. Multiple miliäre Osteome des Gesichts. J Dtsch Dermatol Ges 2003; 1: 131- 133.
11 Ochsendorf FR, Kaufmann R. Erbium:YAG laser-assisted treatment of miliary osteoma cutis. Br J Dermatol 1998; 138: 371–372.

 

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