Chronischer Pruritus

Deutsche S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie des chronischen Pruritus

30. März 2022

Aufbauend auf die seit 2005 bestehende Version wurde die interdisziplinäre S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie des chronischen Pruritus aktualisiert.

Chronischer Pruritus ist ein fachübergreifendes Symptom interdisziplinärer Erkrankungen und stellt auch heute noch eine diagnostische und therapeutische Herausforderung dar. Chronischer Pruritus (CP) ist aufgrund fehlender zugelassener, spezifischer Therapien ein schwer behandelbares und für die Patienten extrem belastendes Symptom. Kratz-assoziierte Hautveränderungen, häufig verbunden mit der Ausbildung chronischer Kratzläsionen wie Lichenifizierungen und Prurigo komplizieren die Diagnostik und Therapie.

Die Diagnostik der auslösenden Ursache wird nach wie vor in der Leitlinie empfohlen; bei unklarer Ätiologie soll die Diagnostik einmal pro Jahr wiederholt werden. So soll die Versorgung der Patienten
(a) eine interdisziplinäre Diagnostik und Therapie der auslösenden Grunderkrankung,
(b) eine Therapie der sekundären Folgesymptome des Pruritus (Dermatologische Therapie, Schlafförderung, bei einer begleitenden oder zugrundeliegenden psychischen oder psychosomatischen Erkrankung eine entsprechende psychologisch-psychotherapeutische Behandlung) und

(c) die symptomatische antipruritische Therapie umfassen. Die symptomatische Therapie soll stufenweise erfolgen; angefangen mit topischer Basistherapie und ggf. systemischen Antihistaminika, gefolgt von Evidenz-basierten Therapien bei bekannter Ursache des Pruritus bzw. neuroimmune Therapieinterventionen bei unbekannter Ursache. Der Therapieverlauf soll mittels Instrumenten zur Pruritusintensität (z.B. numerische Ratingsskala - NRS) bzw. Lebensqualität (z.B. ItchyQol) beurteilt werden.

Die Empfehlung zum Einsatz von Antihistaminika ist heruntergestuft worden basierend auf der Analyse neuer systematischer Reviews, die keine überzeugende antipruritische Wirksamkeit der Substanzklasse dokumentieren konnte. Systemische Serotonin-Rezeptorantagonisten werden nicht mehr zum Einsatz bei chronischem Pruritus empfohlen aufgrund des Fehlens überzeugender Studien.

Neu hinzugekommen ist die Empfehlung zum Einsatz von systemischen Immunsuppressiva und Biologika bei der chronischen Prurigo. Hierbei wird Cyclosporin empfohlen; Methotrexat, Azathioprin und Dupilumab können erwogen werden.

Referenz
Ständer S, Zeidler C, Augustin M, Darsow U, Kremer AE, Legat FJ, Koschmieder S, Kupfer J, Mettang T, Metz M, Nast A, Raap U, Schneider G, Ständer H, Streit M, Schut C, Weisshaar E. S2k Leitlinie: Diagnostik und Therapie des chronischen Pruritus.

Hier geht es zur gesamten Leitline

https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/013-048.html