Die Facharztprüfung

Da sitzt man plötzlich im Gang der Ärztekammer und wartet, bis man aufgerufen wird. Es ist der Tag der Facharztprüfung. Das Herz schlägt schneller, die Hände sind schwitzig. Das Outfit hat man sich extra zusammengestellt, um einen seriösen und guten ersten Eindruck zu machen. Doch wie ist man eigentlich hierhergekommen? Ja, es war ein langer Weg – mindestens 5 Jahre Assistenzarztzeit liegen hinter einem.

In diesen 5 Jahren hat man das Logbuch vervollständigt, ist durch verschiedene Abteilungen rotiert und hat oft auch einen Stellenwechsel hinter sich. Wenn die 5 Jahre voll sind, geht es an die Anmeldung zur Facharztprüfung. Hierbei kann ich euch raten, meldet euch so früh wie möglich an. Wie lange es dauert bis zur Zulassung und zum Termin der Prüfung, ist von Kammer zu Kammer und je nach Verfügbarkeit der Gutachter und Prüfer unterschiedlich. In Ferienzeiten kann es auch mal zu Verzögerungen kommen. Zwecks Termin kann man meistens etwas Einfluss nehmen und sich entscheiden, ob man den nächstmöglichen oder erst einen Termin in ein paar Monaten möchte. Wichtig ist, dass eure Unterlagen vollständig sind und die Zeugnisse den formalen Anforderungen entsprechen. Achtet hierbei darauf, dass die genauen Zeiten mit Daten und die Angabe einer Vollzeit- oder Teilzeittätigkeit benannt sind, außerdem die Beschreibung eurer Tätigkeiten und Rotationen und eine Beurteilung eurer Leistung. Im letzten Zeugnis sollte die Facharztreife bestätigt werden. Wichtig ist zudem, dass unter jedem Zeugnis alle Weiterbildungsbefugten unterschreiben. Das Logbuch sollte von Anfang der Assistenzarztzeit an in regelmäßigen Abständen vervollständigt werden und bis zum Einreichen der Unterlagen komplett ausgefüllt sein. Zum korrekten Führen eines Logbuchs schaut euch gerne unseren Blogbeitrag vom April 2023 „Berufsstart Dermatologie – wie führe ich mein Logbuch“ an. Bei Fragen oder Unklarheiten empfehle ich, euch frühzeitig an die Weiterbildungsabteilung eurer Bezirksärztekammer zu wenden, die Sachbearbeiter haben gute Tipps parat und können euch durch den Prozess leiten. Wenn alle Formalien erfüllt sind, bekommt ihr die Zulassung und könnt euch mit der Ärztekammer wegen eines Prüfungstermins in Verbindung setzen - ein aufregender Moment!

Schließlich habt ihr euch schon lange auf diesen Moment vorbereitet – das rate ich euch jedenfalls. Denn die Terminbekanntgabe findet oft nur wenige Wochen vorher statt (auch hier gibt es Unterschiede zwischen den verschiedenen Ärztekammern). Erst dann mit der Vorbereitung zu beginnen, versetzt euch unnötig in Stress und ist nicht zielführend. Natürlich ist die ganze Assistenzarztzeit eine Art Vorbereitung. Man sieht viele Patienten, lernt immer wieder neue Krankheitsbilder kennen, tauscht sich mit Kollegen aus, liest immer mal wieder etwas nach usw. Dennoch gibt es bestimmte Themen oder speziellere Diagnosen, die einem nicht so oft im klinischen Alltag begegnen und die man deshalb im Selbststudium aufarbeiten sollte. Toll ist, wenn man es schafft, alle Themen der Dermatologie systematisch durchzugehen mit einem Buch oder Kurs. Hierfür kann ich euch den Kurs der DERFO (Dermatologische Fortbildungsgesellschaft) in Essen empfehlen, der in 6 ganztägigen Seminaren die Dermatologie und Venerologie umreißt und gleich einen Lernplan auf Basis des Buches von Braun Falco mitliefert, wann man sich welche Themen anschauen sollte. Die Stoffmenge ist viel und man wird nicht immer den Plan zeitlich einhalten können – trotzdem empfehle ich, sich da durchzubeißen, es lohnt sich definitiv und gibt einem viel Sicherheit. Auch weitere Facharztvorbereitungskurse werden z.B. von Pharmafirmen oder auf den dermatologischen Kongressen DDG und Fobi angeboten. Des Weiteren sehr empfehlenswert ist das Buch „Facharztprüfung Dermatologie und Venerologie – 1000 kommentierte Prüfungsfragen“. Auch hier werden alle Themen nach und nach in Form von Fragen und Antworten bearbeitet und sind gut erläutert. Allgemein heißt es auch im Arbeitsalltag Augen und Ohren offen halten. Bittet die Kollegen, euch zu interessanten Fällen dazuzuholen, lest euch die Histologieberichte genau durch, besucht Kongresse, lest Fachzeitschriften und verfolgt die Neuerungen in Leitlinien oder neue Therapien/Medikamente, die von den Pharmafirmen vorgestellt werden. Man muss nicht alles aufwendig aufzählen können, viel wichtiger ist der Gesamteindruck! Ihr solltet zeigen, dass ihr die „Facharztreife“ besitzt, dass ihr strukturiert vorgehen und differentialdiagnostisch denken könnt und verantwortungsvoll handelt. Kurz vor der Prüfung könnt ihr nochmal ein großes dermatologisches Buch durchblättern und z.B. nur die Bilder anschauen oder nur die Überschriften lesen und schauen, ob euch dazu etwas einfällt. Man sollte zu allem ein paar Sätze sagen können. Verliert euch nicht in Details, den Gesamtüberblick zu wahren ist am Ende der Vorbereitungsphase das Wichtigste. Und da sitzt ihr dann im Gang der Ärztekammer und hört euren Namen. Zunächst stellt sich der Prüfungsvorsitzende vor, dann die Prüfer. Insgesamt herrscht meist eine lockere Atmosphäre. Jetzt geht es los, euch wird ein Bild gezeigt oder ein Fall beschrieben. Dann macht ihr das, was ihr eigentlich jeden Tag macht – Anamnese, Befund, Diagnose, Therapie und beantwortet die Fragen der Prüfer anstatt der Fragen der Patienten. Wenn es danach am Ende heißt „Herzlichen Glückwunsch, Sie sind jetzt Facharzt“ dürft ihr sehr stolz auf euch sein. Denn ihr habt euch nicht nur für die Prüfung vorbereitet, sondern auch für euer Berufsleben als Facharzt. Auf dieser Basis baut ihr euer weiteres Wissen auf und könnt es immer wieder reaktivieren. Ich drücke euch die Daumen, ihr schafft das!

Eure Katharina

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