Botulinumtoxin

Mehr ist nicht mehr

Im Zeitalter von Instagram und Filtern ist es in der Dermatologie gewissermaßen an der Tagesordnung, sich mit Ästhetik und Schönheitseingriffen zu befassen.

Schon beim Jobinterview kann das Aussehen nicht selten Karrierechancen bestimmen.

Doch: Schönheit liegt auch im Auge des Betrachters! Schließlich sind Schönheitsideale immer im gesellschaftlichen Kontext zu sehen. 

Um mich dem Thema ästhetische Dermatologie in einem professionellen, aber auch zielführenden Kontext zu nähern, entschied ich mich dazu, die Injektion von Botulinumtoxin beim Fachverband zu erlernen. Die Deutsche Gesellschaft für Botulinumtoxin, DGBT, bietet ebensolche Workshops an. In diesen werden an zwei Wochenenden unter anderem die Anatomie, Injektionstechniken, aber auch Abrechnungswesen und rechtliche Belange praktisch erörtert.

Sicherlich gibt es viele Anbieter für ästhetische Injektionen (schließlich dürfen auch Kosmetiker und Heilpraktiker Hyaluronsäure unterspritzen). Mindestens genauso viele Mitbewerber für Botox Kurse gibt es allerdings auch. Ich entschied mich für den Kurs bei der DGBT, da dieser an eine Lernerfolgskontrolle geknüpft ist und den Fokus auf die praxisnahe Betreuung legt.

So fand ich mich Anfang diesen Jahres in Bochum ein, um bei Dr. med. Darius Alamouti alles über die Anwendung von Botox zu lernen.

Neben den verschiedenen Indikationen, wie der Zornesfalte, dem Gummy Smile oder auch den Krähenfüßen, legten die Dozenten viel Wert auf eine anatomische Grundausbildung. In Folien und am Modell wurden die Muskeln mit ihrem Ansatz, ihrer Funktion und Bedeutung für die Mimik mehrfach demonstriert. Durch einen kleinen biochemischen Exkurs, der die Wirkweise von Botulinumtoxin nochmals in Erinnerung rief, wurde dann auch deutlich, welche Effekte die Injektion von Botox auf Muskeln und damit Mimik hat.

Die Kursteilnehmer kamen aus allen Regionen und Fachrichtungen. Neurologen waren genauso interessiert wie Hausärzte. Auch der Altersunterschied zwischen Berufsanfängern wie mir und Kollegen mit langjähriger Praxisführung taten einem kollegialen Miteinander keinen Abbruch. Uns alle einte: Wir wollten die Grundlage und die Technik genau erlernen. Und natürlich an uns und am Modell erproben. 

Nach dem Kurs war die Hemmschwelle, Botox einzusetzen, deutlich geringer. Umso besser ist es, wenn Botulinuminjektionen auch im klinischen Alltag fortgeführt werden, denn im Zweifel können in der Anwendung erfahrene Kollegen zur Zweitmeinung hinzugezogen werden.

Schade ist es, wenn nur der Gewinn lockt. Manch ehemaliger Kommilitone ist direkt vom Hörsaal in seine Schönheitspraxis gerutscht; auch, weil er sich vorher bei Social Media  eine Fangemeinde aufgebaut hat. Ungeschützte Begriffe wie Ästhetische Medizin oder Schönheitsmedizin können hier missbräuchlich geführt werden.

Und wie immer gilt in der Medizin: Je häufiger man Patienten behandelt, umso sicherer wird man in der Handhabung und kann die Umsetzung eines ästhetischen Erscheinungsbildes umsetzen. Dabei sollte man sich stets ins Gedächtnis rufen: Trotz gesellschaftlich postulierter Schönheitsideale, entscheiden die Behandler selbst über den Eingriff, die Dosis und das Resultat. 

Benjamin

Foto von Raghavendra V. Konkathi auf Unsplash