DDA Psoriasis Zertifikat – mein Erfahrungsbericht
19. August 2022
Im Rahmen der Fort- und Weiterbildung unabhängig vom Weiterbildungsstatus gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten sich den einen bereits erarbeiteten Wissensschatz zertifizieren zu lassen.
- Zusatzbezeichnungen, welche nach erfolgreich abgelegter Facharztprüfung durch die zuständige Ärztekammer geprüft und vergeben werden, sowie
- Zertifikate der Deutschen Dermatologischen Akademie (DDA)
Zusatzbezeichnungen dürfen Stand heute (Juli 2022) erst ab der zweiten Hälfte der Weiterbildung begonnen werden. DDA Zertifikate können unabhängig vom Weiterbildungsstand absolviert und mit dem Zeitpunkt der Facharztreife offiziell getragen werden. Dieser Regelung entsprechend konzentriere ich mich in der ersten Hälfte meiner Weiterbildungszeit ausschließlich auf das Angebot der deutschen Dermatologischen Akademie. Erfreulicherweise ist dieses sehr vielseitig.
Nun was ist die DDA? Die Deutsche Dermatologische Akademie ist eine Tochterorganisation der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) und unseres Berufsverbandes (BVDD). Im Fokus steht die Förderung der Fort- und Weiterbildung auf dem Gebiet der Dermatologie, ihren Teilgebieten und ihren angrenzenden Gebieten (3) mit dem Ziel der Förderung der Gesundheit aller Bevölkerungsschichten durch Prävention, Früherkennungsprogramme und optimierte Behandlungsmethoden. Hierzu unterstützt die DDA unter anderem die Versorgungsforschung, erstellt und aktualisiert Leitlinien und Qualifizierungen, stellt Lern- und Lehrmaterialen zur Verfügung und richtet wissenschaftlich orientierte Veranstaltungen aus.
Warum Zertifikate?
„Patienten, Kassen und Medien fragen: Wo finde ich einen kompetenten Arzt für ein Spezialproblem oder einen Teilbereich unseres Faches oder monieren gar, wir Ärzte seien in vielen Bereichen nicht nachweislich qualifiziert. Hier hilft ein Zertifikat, das von seriöser Stelle – der DDA – ausgestellt und kommuniziert wurde, erheblich weiter.“ (4)
Alle Zertifikate der DDA haben ein Ablaufdatum. Das bedeutet: Sie müssen in regelmäßigen Abständen durch die Teilnahme an Weiterbildungsveranstaltungen oder Qualitätszirkeln erneuert werden. Diese Regelung ist im Kontext des aktuell raschen Zugewinns an dermatologischem Wissen gut nachvollziehbar.
Zurück zum Zertifikat „Psoriasis“: Hier werden umfassende Spezialkenntnisse in der Diagnostik und Therapie sowohl der Psoriasis als auch der Psoriasis-Arthritis, die aktuell über den allgemeingültigen hautfachärztlichen Standard hinausgehen, bescheinigt. Die Gültigkeitsdauer des Zertifikats ist auf 5 Jahre beschränkt.
Der Erwerb dieses Zertifikats ist insofern sinnvoll, als dass die Psoriasis als eine der häufigsten Hauterkrankungen in Deutschland, zudem vornehmlich in dermatologischer Versorgung befindlich, zu häufig unzureichend versorgt ist. Dieser aktuelle Ist-Zustand der Versorgung muss im Kontext der hohen Dynamik der Entwicklung neuer Systemtherapeutika zugerechnet werden. Zuvor im Rahmen der Aus- und Weiterbildung erworbene Kenntnisse über lang etablierte topische Dermatika und Systemtherapien sind Stand heute im Rahmen der Therapie der mittelschweren bis (sehr) schweren Psoriasis nicht mehr ausreichend. Nennenswert ist auch, dass die S3-Leitlinie zuvor lediglich die Induktionstherapie der chronischen Plaque-Psoriasis thematisierte, jedoch nicht auf die Langzeittherapie oder weitere Sonderformen der Psoriasis einging. Mit dem Update 2021 wurden sowohl die zum damaligen Zeitpunkt neu für die Psoriasis zugelassenen Therapeutika Brodalumab, Certolimumab pegol, Guselkumab, Ixekizumab, Risankizumab, Tildrakizumab in die Leitlinie inklusive Hinweise zur Therapiedurchführung integriert, als auch die Abschnitte „Besondere Patientengruppen und Behandlungssituationen“, „Tuberkulose (TB) Screening“ und „Management bei V.a. latente TB“ aktualisiert. Im Bereich der Psoriasisarthritis ist als relevante Änderung besonders die äquivalente Positionierung der IL-17-Antagonisten gegenüber der TNFalpha-Antagonisten zu nennen. Für Patientinnen mit Kinderwunsch/bestehender Schwangerschaft steht in der neuen Leitlinie explizit Certolizumab pegol als stark empfohlenes Medikament im Fokus. Die Datenlage zur Sicherheit der Systemtherapien bei Patient:innen mit malignen Erkrankungen ist auch für das Update weiterhin stark begrenzt. Die Leitlinie gibt auch in der Aktualisierung keine Empfehlung für ein bestimmtes Biologikum zur Therapie dieser Patient:innengruppe (5).
Die Veranstaltung selbst findet üblicherweise in Präsenz in Hamburg statt. Ich bin mit dem Zug angereist. Vom Hauptbahnhof aus ist das Tagungshotel in ca. 15-20 Minuten gut fußläufig zu erreichen.
Freitags nachmittags beginnt das Programm um 13 Uhr mit den Grundlagen der Psoriasis und ihrer Pathophysiologie. Im Anschluss werden die Klinik und Differentialdiagnosen der Plaque-Psoriasis besprochen. Komorbidität, Screening- und Scoring Verfahren, sowie Therapieziele und das PsoBest-Register werden ebenfalls ausführlich vorgestellt. Abends steht optional die Teilnahme an einem Networking Dinner zur Wahl.
Samstags steht dann ein intensives Programm mit psychologischen und psychiatrischen Aspekten sowie der topischen und systemischen Therapie, besonderen Therapiesituationen (Schwangerschaft, maligne Grunderkrankung), Lichttherapie, Rehabilitation und Prävention, sowie einem spannenden Ausblick auf neue Therapieverfahren auf dem Programm.
Im Anschluss an die Veranstaltung werden die Präsentationen aller Referenten online zur Verfügung gestellt.
Aktuell hat Herr Professor Augustin aus Hamburg gemeinsam mit Herrn Dr. Maaßen die wissenschaftliche Leitung inne. Zu den Referenten zählen Herr Dr. Aries (Rheumatologe, Hamburg), Herr Professor Harth (Dermatologe, Berlin), Herr Dr. von Kiedrowski (Dermatologe, Selters/Westerwald) sowie Herr Dr. Weyergraf (Dermatologe, Bramsche/Osnabrück).
Nun die Teilnahme an der zweitägigen Fortbildung stellt den Präsenzteil der Zertifikatsanforderungen dar. Im Rahmen der Nachbereitung muss zum einen ein Fortbildungsnachweis über 8 CME Punkte auf dem Gebiet der Psoriasis in den vergangenen 36 Monaten vor Beantragung des Zertifikats erbracht werden. Zudem muss eine Erklärung zum Nachweis der leitliniengerechten Behandlung der Psoriasis und der Erfahrungen mit Systemtherapeutika und Biologika unterzeichnet werden. Hier kann die Erfahrung entweder durch eine entsprechende Bescheinigung des Deutschen Psoriasis-Registers (PsoBest) oder durch ein angemessen ausgefülltes Dokumentationsprotokoll über 20 eigens durchgeführte Systemtherapien erfolgen.
Hier wird schnell ersichtlich, wie hoch der Stellenwert des Psoriasisregisters PsoBest ist. Es stellt den „Best-Practice“-Standard der aktuellen Versorgung dar.
Die Erteilung des DDA-Zertifikates Psoriasis erfolgt für jeweils 5 Jahre. Zur Verlängerung des Zertifikates ist der Nachweis von 40 Fortbildungspunkten auf dem Gebiet Psoriasis seit Erteilung des letzten Zertifikates erforderlich.
Die Erteilung des Zertifikates ist an den Facharztstatus für Haut- und Geschlechtskrankheiten gebunden. Allerdings können der Qualifikationsnachweis und der Besuch des Curriculums schon während der Weiterbildungszeit zum Facharzt für Dermatologie und Venerologie erfolgen.
Die Teilnahmegebühr von € 1.100,– inkl. MwSt. pro Person beinhaltet die Teilnahme am zweitägigen Kurs, umfassende Seminarunterlagen, das DDA-Zertifikat und die Verpflegung. Bis ca. zwei Monate vor dem Kursus wird ein Frühbucherrabatt mit einer reduzierten Teilnahmegebühr von € 950,– angeboten. Auf Antrag besteht die Möglichkeit der Kostenübernahme durch regionale Psoriasis-Netze und unterstützende Firmen.
Die Einführung des Zertifikates sowohl zur Psoriasis als auch zur Atopischen Dermatitis ist aus dem Bedarf in der bundesweiten Versorgung nach Identifizierung derjenigen Behandler und Praxen erwachsen, die in der Versorgung genau hier einen Schwerpunkt setzen. Die Mehrheit der Vertragsärzte führt keine Behandlung der mittelschweren bis (sehr) schweren Psoriasis in ganzer therapeutischer Breite durch und kann folglich für die komplexere Therapie auf keine adäquate Anwendungserfahrung zurückgreifen. Das Curriculum des DDA-Zertifikates leistet hier eine Hilfe für den Einstieg (6).
Ich hoffe ich konnte Euch die DDA Zertifikatsreihe und das Zertifikat Psoriasis näherbringen.
Über Fragen in den Kommentaren freue ich mich und beantworte sie gerne.
Eure Regina
Referenzen
- https://www.hautnetz-hamburg.de/wp-content/uploads/DDA-Zertifizierungskurs-Psoriasis_Nov-2021-Flyer_Final.pdf
- https://res.cloudinary.com/chocobrain/image/upload/c_scale,dpr_auto,f_pdf,fl_sanitize,q_auto,w_auto/v1651138174/huTVEcAv/PsoNet%20Flyer%20pdf
- https://www.akademie-dda.de/web/ueberblick.php?
- https://www.akademie-dda.de/web/zertifikate.php
- https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/013-001l_S3_Therapie-Psoriasis-vulgaris_2021-07-verlaengert_01.pdf
- https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/pdf/10.1055/a-0724-7843.pdf?update=true