Neues von Prof. Dr. Regine Gläser und "PerLe"
7. Dezember 2020
Prof. Regine Gläser und Ihr Team haben sich auch in dem verrückten Corona-Jahr nicht bremsen lassen. Im Gegenteil! Unter anderen Bedingungen - und daher auch mit einem anderen Filmteam als beim ersten Mal - aber mit gleicher Leidenschaft sind weitere Lehrvideos entstanden, es wurden erste Publikationen fertiggestellt, Preise eingeheimst und Spin-Off-Aktionen geplant. Wie genau PerLe sich in 2020 weiterentwickelt hat, könnt Ihr in unserem Update-Interview mit Prof. Regine Gläser erfahren.
JuDerm: PerLe ging nach einem ersten, wirklich gelungenen Aufschlag sozusagen „in die zweite Runde“ - neue Videos, neue Aktionen - gar nicht so einfach in diesem ganz besonderen Jahr, oder?
Prof. Dr. Gläser: Wirklich nicht! Nach den so erfolgreichen PerLe-JuDerm-Aktivitäten 2018/19 mit unseren Filmen und unseren praxisnahen innovativen Lehrmodulen an der Uni hatte ich einen Antrag für ein neues Lehrprojekt gestellt und bewilligt bekommen. Dann kam die Corona-Pandemie…
Wir wollten einen „Thementag Dermatologie hautnah“ mit 80-100 Studierenden ausrichten an einem Wochenende im April. Mit praktischen Kursen zu den verschiedenen nützlichen Fertigkeiten (Untersuchungstechniken, kleine operative Eingriffe, Nutzung von verschiedenen Instrumenten etc.). Aber auch Stressbewältigung und Psychosomatische Dermatologie sollten hier Raum bekommen.
Nachdem wir in den Lockdown rutschten und unseren geplanten Thementag absagen mussten haben wir parallel weiter geplant und konnten noch zusätzliches Budget für 2 neue Filmprojekte über PerLe/BMBF bekommen:
- Wir hatten überlegt, Filmsequenzen zu drehen zu häufigen dermatologischen Untersuchungen mit optischen Geräten (Lupenlampe und Auflichtmikroskop), zu Untersuchungen mit dem Holzspatel (Dermographismus, Nikolsky-Zeichen, Darier-Zeichen, Kratzphänomene bei Psoriasis), Glasspateluntersuchungen (Diaskopie) und auch zur Verwendung von Lokaltherapie mit Cremes/Salben. Hieraus ist ein ca. 15 minütiger neuer Lehrfilm entstanden, der alle diese Techniken erklärt und praktisch zeigt. Wir haben dazu wieder im Vorfeld ein Drehbuch geschrieben, entsprechende PatientInnen ausgesucht, diesmal mit einem lokalen Filmteam alles geplant und dann an einem Freitag bis in die Nacht in der Praxis gedreht. Der neue Film ist zur Lehre in der Dermatologie, zur Vorbereitung von Famulatur oder PJ oder auch für andere Disziplinen nützlich. Die einzelnen Teilsequenzen können jedoch auch separat genutzt werden, wenn z.B. nur die Kratzphänomene der Psoriasis interessant sind oder die Crememenge errechnet werden soll, die PatientInnen für die Lokaltherapie brauchen.
- Das OP-Toolkit mit einem Anleitungsvideo
Beide neuen Filmprojekte liefen in Zusammenarbeit mit Dr. Thyra Bandholz und JuDerm. Die Verbreitung der Filme soll wieder in bewährter Weise über die Website von JuDerm und die anderen Social-Media-Kanäle erfolgen!
Im Endeffekt durften wir im Juni nach dem Lockdown doch einen „kleinen Thementag“ ausrichten, mit reduzierter TN- und Dozentinnenzahl, Hygieneplan etc. Das war ein voller Erfolg für alle 20 Studierenden, die teilnehmen konnten. Und für die Studis in Kiel auch die einzige Präsenzveranstaltung im Sommersemester 2020…
JuDerm: Doktorandin Linda Wittbecker hat mit dem Poster zum Projekt PerLe sogar den Preis für das beste Poster auf der „Kompakt und Praxisnah“ 2020 gewonnen. Was bedeutet das für Sie und das Projekt PerLe?
Prof. Dr. Gläser: Wir waren bei der Tagung mit unserem Abstrakt zunächst zum „Posterslam“ auserwählt worden. Das war ein ganz neues Format bei der Tagung, hier konnten innerhalb von 2 Minuten die ausgewählten Projekte auf der Bühne präsentiert werden-das sollte Interesse für das Anschauen der Poster wecken. Beim Posterslam haben wir den 2. Preis ergattert und damit hatten wir auf der Bühne schon einmal die Aufmerksamkeit auf unser Projekt gelenkt. Mit einer „Apfelsine als Patient“ in der Hand zum Erlernen von Biopsien! Am Poster haben sich abends im Rahmen der Postersession wirklich viele KongressteilnehmerInnen für unser Projekt interessiert. Das war eine tolle Erfahrung auch für meine Doktorandin Linda, die erst am Abend anreisen konnte (da sie morgens noch ihr Examen zuende geschrieben hatte). Das Interesse an unserer Arbeit durch den Posterslam und die Diskussionen am Poster sowie dann auch noch die Auszeichnung mit dem „Preis für das beste Poster“ waren sozusagen ein großer Doppelerfolg auf der Tagung in Dresden! Die anderen Studierenden, die über JuDerm zur Tagung eingeladen waren freuten sich mit Linda und uns, das alles steigerte natürlich die Motivation für weitere Aktivitäten.
JuDerm: Gerade durch die besondere Situation rund um Corona haben Sie mit Lehrvideos und anderen interaktiven bzw. digitalen Angeboten wohl den Nagel auf den Kopf getroffen. Das war zu Beginn des Projektes in der Form ja nicht absehbar. Woher kam die Idee, genau diesen Trend der Digitalisierung aufzugreifen und umzusetzen?
Prof. Dr. Gläser: Die Idee entstand durch die Arbeit in der Praxis, die zunehmenden Digitalisierungsaktivitäten in der Medizin bereits durch „Videosprechstunden“ und „Telemedizin“ und dann letztendlich den Wunsch, den Studierenden häufige Tätigkeiten mit innovativen Methoden beizubringen, ohne dass sie dazu gleich eine Famulatur oder PJ in der Dermatologie machen müssen. Die Ausschreibung der PerLe-Lehrprojekte kam da genau zum richtigen Zeitpunkt für meine Ideen. Dass mein gefördertes innovatives Projekt mit den Filmen und anderen Modulideen nun so schnell auch an anderen Standorten eingesetzt werden konnte freut uns ganz besonders.
JuDerm: Wie fällt bisher das Feedback der Studenten aus?
Prof. Dr. Gläser: Extrem gut! Bisher wurden alle Module ja als „Zusatzangebote“ zur curricularen Lehre von uns angeboten. Wir waren überrascht, wie viele Studierende sich trotz ihrer knappen Zeit dafür angemeldet hatten. Die Evaluationen fielen unglaublich positiv aus und viele gute Ideen der Studierenden haben wir gleich zum Anlass genommen noch weiter nachzubessern! Wir haben auch die Rückmeldung, dass einige Studierende nun in der Dermatologie Famulatur oder PJ machen möchten.
JuDerm: Was genau hat es mit dem OP-Toolkit auf sich?
Prof. Dr. Gläser: Da unsere praktischen Kurse zum Erlernen der häufigen und kleinen OP-Techniken (Stanzbiopsie, Curettage, Scherenschlag, verschiedene Nahttechniken etc.) mit den Lehrfilmen in den letzten Semestern unglaublich gut angenommen wurden, hatten wir uns im Rahmen der Corona-Pandemie eine besondere Aktion überlegt. Die Zusammenstellung eines „OP-Toolkits“ mit Nahtpad, Instrumenten und Anleitungsvideo sowie dem Zugang zu unseren Lehrfilmen als QR-Code für das Üben zuhause. Das Anleitungsvideo haben wir dann auch mit unserem Kieler Filmteam gedreht, in dem Linda zeigt, was in dem Toolkit alles enthalten ist und wie die Instrumente eingesetzt werden können.
JuDerm: Was sind die nächsten PerLe-Themen?
Prof. Dr. Gläser: PerLe ist nun abgeschlossen, die Projektförderung über das BMBF endete in diesem Monat. Wir haben unsere Projekte mit einer Veröffentlichung aller unserer Aktivitäten im JDDG im Rahmen einer Originalarbeit und der Promotionsarbeit von Linda (die steht kurz vor der Abgabe) zu einem guten Abschluss gebracht. Die Filme und Projektideen sind für jeden nutzbar und wir freuen uns über diese Nachhaltigkeit und Distribution. Das wurde auch durch die engagierten KollegInnen aus dem Forum akademische Lehre der DDG unterstützt mit ihrem wissenschaftlichen Leiter Prof. Falk Ochsendorf. Zum Wintersemesterbeginn haben wir an 100 interessierte Studierende aller Semester eine „Toolkit-Versandaktion“ gestartet. Da sind wir nun gespannt auf die Resonanz. Und Ideen für weitere Filme und Aktivitäten gibt’s noch genug…