Digitalisierung – Ein Plädoyer für den Wandel

Digitalisierung – Ein Plädoyer für den Wandel

Wenn wir heute von Digitalisierung sprechen, ist die Diskussion über ein Ja oder Nein nahezu überholt. Schon vor langer Zeit wurde die Entscheidung getroffen, dass digitale Lösungen entwickelt werden. Dass eine moderne Glühbirne smarter ist als ein Handy vor 20 Jahren, sagt schon genug darüber aus, wo wir uns heute befinden. Die Frage, die im Raum steht, ist: Wollen wir Ärzte diesen Weg mitgestalten? Und welche digitalen Lösungen brauchen wir eigentlich in unserem ärztlichen Handeln?

Wir stehen vor einem Dschungel von Fachbegriffen und Möglichkeiten, die für Kopfschütteln und Erstaunen gleichzeitig sorgen. Wir von JuDerm als Initiative des Berufsverbandes haben uns entschlossen, ein wenig Licht in den Digital-Dschungel zu bringen. Dabei möchten wir unabhängig agieren. Unser Engagement soll digitale Möglichkeiten aufzeigen, sowohl aus Patientensicht als auch aus ärztlicher Perspektive.


Mit diesem Blogbeitrag starten wir unsere Aktivitäten rund um das Projekt "DigiDerma4Ju" - regelmäßige Updates, Hintergrundinformationen, Grundlagenwissen und vieles mehr sind ab sofort in dem eigens eingerichteten Bereich auf unserer Website zu finden. 


Digitalisierung in der Medizin bezieht sich auf die Integration digitaler Technologien und datengesteuerter Ansätze im Bereich der Gesundheitsversorgung. Viele Ideen stecken noch in den Kinderschuhen und sollen analoge Prozesse ersetzen. Daher spricht man auch von einer Transformation. Neue digitale Werkzeuge wurden und werden entwickelt, um Prozesse zu rationalisieren, die Patientenversorgung im Allgemeinen und die allgemeinen Ergebnisse im Gesundheitswesen zu verbessern. Von elektronischen Gesundheitsakten und Telemedizin bis hin zu tragbaren „smarten“ Geräten oder Datenanalyse – die Digitalisierung verändert die Art und Weise, wie medizinische Informationen gesammelt, weitergegeben und genutzt werden. Mit einem gemeinsamen Ziel: der Menschheit weltweit effizientere, individuelle und barrierefreie Gesundheitsdienste zu bieten. 

Dabei birgt Digitalisierung Chancen wie Risiken gleichermaßen. Mit Sicherheit aber bieten digitale Möglichkeiten in der Dermatologie das Potenzial, das Leben der Menschen erheblich zu verbessern: 

  1. Effizienz und Genauigkeit 
    Digitale Lösungen können Verwaltungsaufgaben verschlanken und „Papierkram” reduzieren. Dabei werden auch Fehler bei Aufgaben wie der Verwaltung von Krankenakten, dem Ausfüllen von Rezepten und der Rechnungsstellung minimiert. 
  2. Zugänglichkeit der Daten
    Digitale Krankenakten und Online-Datenbanken ermöglichen einen schnellen Zugriff auf Patienteninformationen. Ärzte und Gesundheitsdienstleister im Allgemeinen können hiermit fundierte Entscheidungen treffen. Möglicherweise können daraus Diagnosen und Behandlungen resultieren. 
  3. Telemedizin 
    Digitale Plattformen erleichtern den Patientenkontakt, ob nah oder fern. Auch die Gesundheitsversorgung für Menschen in abgelegenen Gebieten oder mit eingeschränkter Mobilität wird dadurch erleichtert und Reiseaufwand sowie die Wartezeit verkürzen sich. 
  4. Personalisierte Medizin
    Neue digitale Anwendungen können riesige Datenmengen analysieren.Ein individueller Patienten-Plan kann unter Berücksichtigung von genetischen Markern und Medikamentennebenwirkungen erstellt werden. Möglicherweise resultieren aus dieser personalisierten Medizin gezieltere und dadurch auch wirksamere Behandlungspläne.
  5. Gesundheitsüberwachung
    Wearable Devices und eHealth-Apps ermöglichen die kontinuierliche Überwachung von Gesundheit und Vitalwerten. Dies kann Ärzten helfen, chronische Krankheiten besser zu begleiten und durch Frühwarnungen für potenzielle Gesundheitsprobleme präventiv zu interagieren. 
  6. Medizinische Forschung 
    Die Digitalisierung in der Medizin beschleunigt auch die Erfassung und den Austausch von Daten für die medizinische Forschung. Verbesserte klinische Studien und evidenzbasierte Verfahren können zu schnelleren Durchbrüchen in Diagnostik und Therapie führen. 
  7. Effiziente Kommunikation 
    Digitale Plattformen sollen einen reibungslosen Informationsaustausch zwischen allen Leistungserbringern im Gesundheitswesen ermöglichen. Dabei ist das Ziel, durch die gemeinsame Versorgung das Risiko von Fehlkommunikation zu senken. 
  8. Prävention
    Durch vorbeugende Pflege und Präventionsmaßnahmen können Gesundheitsrisiken frühzeitig erkannt werden. Digitale Anwendungen bieten die Chance, einen gesünderen Lebensstil und damit ein Patientenüberleben zu sichern. 
  9. Zugang zu Gesundheitsinformationen 
    Durch den Zugang zu medizinischen Informationen und Ressourcen werden Patienten befähigt, ihre Gesundheitsentscheidungen selbst in die Hand zu nehmen und ihre Patientenreise aktiv mitzugestalten 
  10. Effektivität
    Wenn die digitale Transformation Investitionen notwendig macht, sollen langfristig effizientere Prozesse, weniger Verwaltungsaufgaben und eine bessere Ressourcenzuweisung Kosten einsparen. Nicht erst die COVID-19-Pandemie hat gezeigt, dass die Digitalisierung hinsichtlich der Verwaltung von Ressourcen und Informationen des Gesundheitswesens eine besser koordinierte Planung und Reaktion erzielen kann. 

Bei all der Euphorie dürfen auch Bedenken und Kritik gegenüber der Digitalisierung gleichsam betrachtet werden. Wie steht es mit der Datensicherheit? Birgt die Digitalisierung das Risiko, übermäßig von der Technologie abhängig zu sein? Wie sehen ethische Fragestellungen und dazugehörende Antworten aus? Werden alle Patienten gleichermaßen berücksichtigt oder sogar einige ausgeschlossen? Denn insgesamt bietet eine sorgsame Integration digitaler Technologien in der Medizin die Chance, die Gesundheitsversorgung zu revolutionieren und die Lebensqualität vieler Menschen zu verbessern. 

Mit all diesen Überlegungen haben wir beschlossen, in den Aufgabenbereichen bei JuDerm eine neue Sparte zu gründen: „DigiDerma4Ju“. Im Rahmen dieser neuen Sparte wird es rund um das Thema Digitalisierung einen eigenen Website-Bereich geben, einige relevante Webinare, redaktionelle Beiträge und vieles mehr. Mehr dazu online. 

Euer Benjamin

(c) Conny Schneider auf Unsplash