Dermatologie-Tage in Baden-Baden 2024

Bei den Dermatologie-Tagen-Baden-Baden mit mehr als 20 Referenten und 35 Industrieausstellern ging es querbeet durch die Dermatologie und Ästhetik von Allergie bis Botox. Die Vorträge und Workshops fanden im Kurhaus mit tollem Ambiente statt, dem historischen Herzstück im wunderschönen Baden-Baden. Eine Stadt, in der es sich nicht nur beruflich, sondern auch privat lohnt, vorbei zu schauen und die romantischen Gebäude und Gässchen, Bäder aus der Römerzeit oder das bekannte Museum Frieder Burda zu bestaunen. In den Pausen oder abends kann ich Euch einen entspannenden Spaziergang in der Lichtentaler Allee mit anschließendem Besuch in einem der zahlreichen Cafés wärmstens empfehlen. 

Im folgenden Interview geht es um die Highlights des Kongresses und alle wichtigen Infos aus der Dermatologie und Ästhetik, die ihr nicht verpassen solltet: 

Was waren Ihre Highlights des Kongresses? 

Dr. Bettinger: Mein Highlight war die Gesamtheit der Vorträge aus den verschiedenen Bereichen, was durch den Vortrag von Prof. Eyerich noch getoppt wurde! Die Erkenntnis, dass wir wegkommen von der historisch-deskriptiven Dermatologie und den morphologischen Beschreibungen hin zu Diagnosen auf molekularer Ebene mit den entsprechenden Therapieempfehlungen, hat mich fasziniert. 

Es wurden viele Themen quer durch die Dermatologie vorgestellt. Doch was gibt es Neues aus der Dermatologie? 

Dr. Bettinger: Bei der Laser-assisted Drug Delivery tut sich viel. Die bessere Wirksamkeit einer PDT in Kombination mit fraktioniertem Laser ist schon gegeben, aber auch neue noch nicht etablierte Therapieansätze z.B. mit Imiquimod und weitere Entwicklungsmöglichkeiten für die Zukunft wurden vorgestellt. Außerdem wurden in einem Ästhetikvortrag Verlaufskontrollen über 10 Jahre gezeigt, wobei sonst oft nur Follow-ups über 3 Monate verwendet werden. Das zeigt, dass wir Patienten jahrzehntelang begleiten und es oft nicht mit einer einmaligen Behandlung getan ist, sondern Kombinationen aus verschiedenen Verfahren Anwendung finden und damit eine attraktive Außenwirkung über einen langen Zeitraum bewirkt wird und erhalten bleibt. 

Es gab auch einen Vortrag über das Notfallmanagement bei Fillertherapie, was ich sehr spannend finde, weil man als ästhetisch tätiger Arzt auch mögliche Komplikationen und den Umgang damit beherrschen sollte. Was raten Sie als Maßnahmen und was sollte man für den Ernstfall vorbereitet haben? 

Dr. Otten: Es sollte Hyaluronidase, die den enzymatischen Aufspaltungsprozess von Hyaluronsäure ermöglicht, in ausreichender Menge vorrätig sein. Jedem ästhetisch tätigen Arzt kann es passieren, dass Komplikationen auftreten, daher sollte man sich mit der Anwendung gut auskennen. Auch gibt es bei Unterspritzungen mit Fillern die Möglichkeit eines Gefäßverschlusses, was gerade im Bereich des Auges kritisch sein kann. Leider haben die Augenkliniken Hyaluronidase oft nicht ausreichend vorrätig, sodass man im Notfall mit dem Medikament in die Augenklinik fahren sollte. Zudem ist die Gewährleistung der Erreichbarkeit des behandelnden Arztes in Form einer Notfallnummer sehr wichtig. Zum Umgang mit Komplikationen bei Anwendung von Fillern ist sogar eine Leitlinie geplant, an der die Referentin mitarbeitet! 

Für junge Ärzte ist es wichtig, eine Brücke zwischen Klinik und Praxis zu schlagen und einen reibungslosen Einstieg in die ambulante Versorgung ermöglicht zu bekommen. Welche Inhalte empfehlen Sie speziell Assistenzärzten oder frischgebackenen Fachärzten? 

Dr. Otten: Durch die Praxisbezogenheit ist die Dermatoskopie sehr interessant für Jungärzte. Der Vortrag zu diesem Thema von Prof. Blum war super und man konnte an Hand vieler Beispielbilder und einem spannenden Quiz dazulernen oder das eigene Wissen auffrischen! Außerdem natürlich alle anwendungsorientierten Themen wie Laser, Radiofrequenz, Peelings, Filler und Botox. 

Dr. Bettinger: Die Dermatochirurgie ist vor allem für junge Fachärzte kurz vor der Niederlassung sehr relevant, da diese das Fach in der gesamten Breite abdecken sollen und auch wollen. Toll ist, wenn wie auf dem Kongress in Baden-Baden so viele Beispiele und Bilder gezeigt werden, dass man fast wie im Daumenkino die einzelnen OP-Schritte verfolgen und nachvollziehen kann. 

Besonders aufschlussreich für Jungärzte finde ich auch die juristischen Themen rund um Praxisführung und Niederlassung. 

Dr. Otten: Ja, hierzu hat Dr. Salzer sehr lebendig aus eigenen Erfahrungen berichtet und ist u.a. auf Hygienerichtlinien und Begehungen durch das Gesundheitsamt eingegangen. Zudem hatten wir einen Anwalt vor Ort, der die Gründung eines MVZs aus juristischer Perspektive beleuchtete und jemanden von der KV, der die Themen Abrechnung und Honorar näherbrachte. 

Ich bin schon ganz gespannt, was für nächstes Jahr geplant ist und welche Themen aufgegriffen werden? 

Dr. Otten und Dr. Bettinger: Nächstes Jahr möchten wir die praktischen Anwendungen in den Fokus setzen und es wird einige Workshops und ganztägige Kurse geben. Die Dermatochirurgie und Ästhetik werden Schwerpunkte sein und mit Live-OPs und Videos den Teilnehmern praxisrelevant vermittelt. Außerdem möchten wir noch mehr Parallelvorträge anbieten, die es ermöglichen, leicht hin- und her zu switchen. 

Das finde ich toll! Gerade für Assistenzärzte und junge Fachärzte macht es Sinn, sich nicht nur theoretisches sondern auch praktisches Wissen in einem klaren Setting und geschützten Umfeld anzueignen. Vielen Dank für das Interview! 

Auch ein Gesellschaftsabend durfte bei den Dermatologie-Tagen in Baden-Baden natürlich nicht fehlen und bei gutem italienischem Essen und Jazzmusik fiel es leicht, neue Kontakte in der Welt der Dermatologie zu knüpfen. Mit dem Kopf voller Wissen und vielen tollen Eindrücken traten die Teilnehmer wieder ihre Heimreise an. Vielleicht sieht man sich im nächsten Jahr im Mai in Baden-Baden?  

 

Eure Katharina 

Foto: (c) PranveraArtaEra Consulting GmbH