Das Digi Derma Start-Up Café geht in die 3. Runde
Im Rahmen des bereits dritten Digi Derma Start-Up Cafés in Berlin unter der Schirmherrschaft des Berufsverbandes der Deutschen Dermatologen (BVDD e.V) konnten am 05.11.2022 insgesamt 14 teledermatologisch orientierte Start-Ups ihre Vision einer App-assistierten Versorgung präsentieren. Im Fokus steht hier sowohl eine bessere Datenakquise und -dokumentation auf Patientenseite als auch die Prozessoptimierung auf der Seite der Behandler (Datenanalyse, Therapieangebot, Verlaufsdokumentation).
Aktuelle Herausforderungen sehen die Teilnehmenden vor allem in der aktuell noch nicht zufriedenstellend ausgebauten Infrastruktur insbesondere in weniger dicht bevölkerten Teilen des Landes, die überproportional von einem entsprechenden Angebot profitieren könnte. Hinzu kommt die aktuell noch deutlich analog-lastige Praxislandschaft, welche nachvollziehbarerweise Potenzial für mehr Akzeptanz gegenüber der Etablierung und zunehmenden Nutzung digitaler Technologien aufweist. Hinzu kommt, dass die Mehrzahl der teledermatologischen Formate, aktuell noch nicht entsprechend im Leistungskatalog abgebildet sind.
Im Rahmen des Digi Derma Start-Up Cafés begann der Tag mit einer Industrie- und Poster-Ausstellung der 14 teilnehmenden Unternehmen. Im Anschluss erfolgte dann auf der Bühne ein virtueller Poster-Walk durch die Teilnehmer, moderiert von Dr. Klaus Strömer und Jessica Hanneken. Im Anschluss dann fand eine sehr spannende Podiumsdiskussion mit dem Thema „Digitalisierung in der Theorie & Praxis“ mit Prof. Sebastian Kuhn, Prof. Fruzsina Molnár-Gábor, Dr. Ralph von Kiedrowski, Dr. Max Tischler, Dr. Kai Joachimsen und Dr. Katharina Henning von LENICURA statt. Dr. Henning konnte als geschäftsführende Gesellschafterin von LENICURA, dem Sieger der diesjährigen Posterausstellung, wertvollen Input in der Diskussion um den Status Quo der Telematikinfrastruktur und deren Zukunft liefern. LENICURA ist ein Unternehmen mit dem thematischen Schwerpunkt „Menschen mit akuten Hautabszessen sowie Akne inversa/Hidradenitis suppurativa und schwerer Akne“ eine nicht-invasive Behandlung zu ermöglichen. Hier haben die Betroffenen bereits heute digitalen Zugriff auf ihre Behandlungshistorie. Zudem entwickelt das Unternehmen derzeit eine Digitale Gesundheitsanwendung (DiGA), um die Versorgung weiter zu verbessern.
Ein zentrales Thema der Podiumsdiskussion war zudem die aktuelle, EU-weit gültige Datenschutz-Grundverordnung (DSDVO) und die damit verbundene Fragestellung der sinnvollen Governance neuer Technologien in der medizinischen Forschung und Gesundheitsversorgung. Erneut wurde auch hier weinenden Auges der Blick auf den aktuellen Stand der Telematikinfrastruktur (TI) gelenkt, der leider nicht, wie die Gematik propagiert „einfacher, schneller, besser“ ist, sondern im Gegenteil durch Experten einhellig als „gescheitert“ bewertet wird. Stand heute haben beispielsweise weniger als 1% der 73 Millionen gesetzlich Krankenversicherten in Deutschland eine ePA (elektronische Patientenakte).
Fest steht, telemedizinische Elemente sind bei verantwortungsvollem Umgang zeitgemäß und hilfreich, insbesondere in fachärztlich unterversorgten Gebieten. Eine entsprechende digitale Transformation wird in den kommenden Jahren jedoch nur erfolgreich gelingen können, wenn sie von allen Akteur:Innen unterstützt wird.
Regina Havenith
WBA an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie, Universitätsklinikum Bonn
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