Haut – Hülle, Organ, Archiv

Eine Ausstellung des Frauenmuseum Berlin e.V. in Kooperation mit alpha nova & galerie futura, kuratiert von Julie August und Katharina Koch

Die Haut ist ein faszinierendes und vielschichtiges Thema, welches Künstler:Innen seit Jahrhunderten inspiriert. Von der Darstellung von Körpern und Identitäten bis hin zur Auseinandersetzung mit sozialen Themen wie Rassismus und Sexismus, bietet die Haut eine reiche Symbolik und Metaphorik, die in der Kunst und visuellen Darbietungen häufig zum Ausdruck kommt. In diesem Blogartikel will ich mich genauer mit der Bedeutung der Haut in der Kunst und ihrer Rolle in der Soziologie beschäftigen. Wir werden uns im Speziellen die aktuell in Berlin-Spandau zu besuchende Ausstellung „HAUT“ ansehen, und gemeinsam eine Idee entwickeln, wie diese Werke dazu beitragen können, unsere Verbindung zur Haut und ihre Bedeutungen besser nachvollziehen zu können.

In der Soziologie spielt die Haut als Körperoberfläche und physische Grenze eine wichtige Rolle. Die Haut ist ein bedeutender Bestandteil unseres Körpers, der uns von der Umwelt abgrenzt und schützt, Sinnbild von Stärke und Vulnerabilität zugleich. Sie dient als Medium der Interaktion mit unserer Umwelt und anderen Menschen. Unsere Haut ist somit ein Ort, an dem soziale Prozesse stattfinden und sichtbar werden. Gleichzeitig ist sie auch gesellschaftlich und kulturell kodiert, ist Gegenstand von Politik, Religion und nicht zuletzt auch ökonomischer Faktor.

In der soziologischen Forschung wird die Haut als Thema in verschiedenen Kontexten untersucht. Ein Beispiel ist die Hautfarbe und ihre Rolle in der Gesellschaft. Rassismus und Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe und Ethnizität sind weit verbreitet und haben schwerwiegende Folgen für Betroffene. Die Hautfarbe beeinflusst so unter anderem auch den sozialen Status und die Lebensqualität vieler Menschen. Ein weiteres Beispiel ist die Rolle der Haut in der Sexualität und Intimität. Sie ist ein wichtiger Teil des Körpers, der bei sexuellen Interaktionen eine entscheidende Rolle spielt. Die Hautberührung ist eine Form der nonverbalen Kommunikation und spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Intimität und zwischenmenschlicher Bindung.

"HAUT" bringt Kunstwerke von 28 internationalen in Berlin lebenden Künstler*innen zusammen, die sich mit der vielfältigen Bedeutung und Symbolik der Haut auseinandersetzen. Die Haut dient hierbei als Hülle des Körpers, als Organ mit eigenen Funktionen und als Archiv individueller und kollektiver Erfahrungen.

Die thematische Vielschichtigkeit der Haut soll hier die Verwobenheit von verschiedenen gesellschaftlichen Themen wie Sexismus, Rassismus, Klassismus und Altersdiskriminierung aufgreifen. Die Kunstwerke zeigen somit individuelle und kollektive Archivierungspraxen, die als sinnliches, resistentes und zugleich verwundbares Organ zum Ausgangspunkt künstlerischer Analyse werden.

Die Zitadelle Spandau, ein männlich geprägter Ort, beherbergt die Ausstellung. Diese architektonische Umgebung wurde bewusst ausgewählt, um ihr feministische Gegenerzählungen entgegenzusetzen und so zum Diskurs anregen. Es finden begleitende Veranstaltungen statt, wie bspw. die Präsentation des Katalogs, Vorträge, Artist Talks, Führungen, Filmpräsentationen und Performances, die die Ausstellung und ihre Themen vertiefen.

"HAUT" ist für mich ungewöhnlich und bewegend. Die Kunstwerke bringen die vielfältigen Bedeutungen und Symboliken der Haut auf beeindruckende Weise zum Ausdruck. Die Ausstellung ist kontrastreich und stellt eine interessante Gegenüberstellung zur Zitadelle Spandau dar. Insgesamt ist die Ausstellung ein Erlebnis, das den Betrachter:Innen eine neue Perspektive auf die Bedeutung der Haut vermittelt und mich zum Nachdenken angeregt hat. Nicht zuletzt halte ich die Ausstellung „HAUT“ aufgrund der vielschichtigen Thematik und der beeindruckenden künstlerischen Darstellung definitiv für besuchenswert. Besonders für diejenigen von Euch, die sich für die Verbindung zwischen Kunst und Soziologie interessieren und sich für die Bedeutung der Haut in der Gesellschaft und unserer individuellen Erfahrungen damit interessieren, könnte diese Ausstellung sehr spannend sein.

Die Ausstellung kann noch bis einschließlich Sonntag, den 07.05.2023 in Berlin-Spandau (Zentrum für Aktuelle Kunst) besucht werden.

Bis bald und ein erholsames Wochenende wünsche ich Euch,
Regina

Referenzen:

1. https://www.zitadelle-berlin.de/ausstellungen/haut-huelle-organ-archiv/
2. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27750356/
3. https://www.deutschlandfunk.de/mit-haut-und-haaren-der-koerper-in-der-zeitgenoessischen-100.html
4. https://www.artefakt-berlin.de/aktuelle-projekte/haut-huelle-organ-archiv/
5. www.zitadelle-spandau.de
6. deeds.news/2023/01/haut-organ-haut-archiv-zak-zitadelle-spandau-10-02-07-05-2023/