Hyaluronsäurebasierte Füllstoffe bei Pat. mit autoimmunentzündl. Erkrankungen

Die Verwendung von Hyaluronsäure-basierten Füllstoffen bei Patienten mit autoimmunentzündlichen Erkrankungen ist umstritten, zeigt aber vielversprechende Ergebnisse. In diesem Blogbeitrag beleuchten wir die Risiken und Vorteile dieser ästhetischen Behandlungen und diskutieren aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse. 

Nun erst einmal die Basics: Hyaluronsäure (HA) ist ein natürlicher Bestandteil der extrazellulären Matrix, der aufgrund seiner geringen Immunogenität und Stabilität am Implantationsort eine bevorzugte Wahl für ästhetische Behandlungen darstellt. Wie sicher ist die Anwendung dieser Füllstoffe bei Patienten mit autoimmunentzündlichen Erkrankungen wie Sklerodermie und systemischem Lupus erythematodes (SLE)? 

HA ist ein Glycosaminoglycan, das in verschiedenen Zelltypen, darunter dermale Fibroblasten und Endothelzellen, produziert wird. Seine hydrophilen Eigenschaften ermöglichen es, Wasser zu binden und somit das Gewebe zu hydratisieren und die Haut zu straffen. HA existiert in unterschiedlichen Molekulargewichten, die verschiedene biologische Wirkungen haben. Hochmolekulare HA wirkt anti-angiogenetisch, während oligomere und niedrigmolekulare Formen entzündungsfördernde Effekte zeigen können. 

Laut der International Society of Aesthetic Plastic Surgery wurden 2019 über 4,3 Millionen ästhetische Eingriffe mit HA durchgeführt, was einem Anstieg von 15,7 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Diese Zunahme führt jedoch auch zu einem Anstieg von Berichten über mögliche unerwünschte Ereignisse, insbesondere wenn die Behandlungen von unqualifizierten Personen durchgeführt werden. Daher ist es entscheidend, Patienten sorgfältig auszuwählen und nur geeignete Kandidaten zu behandeln. 

Die Anwendung von HA-Füllstoffen bei Patienten mit autoimmunentzündlichen Erkrankungen ist umstritten. In entzündetem Gewebe kann HA die inflammatorische Reaktion verstärken und möglicherweise eine Reaktivierung der Grunderkrankung fördern. Aus diesem Grund vermeiden viele Spezialisten HA-basierte ästhetische Behandlungen bei Patienten mit Sklerodermie oder SLE. 

Trotz dieser Bedenken gibt es Hinweise, dass HA-Füllstoffe bei bestimmten Patienten positive Ergebnisse zeigen können. Ein Fallbericht beschreibt eine 42-jährige Frau mit systemischer Sklerose, die nach der Behandlung mit Botulinumtoxin und HA-Füllstoffen eine signifikante Verbesserung der Hautläsionen ohne unerwünschte Ereignisse zeigte. Ein weiterer Bericht über eine 35-jährige Frau mit lokalisierter Sklerose und einer atrophischen Narbe am Kinn zeigte ebenfalls gute Ergebnisse nach der Behandlung mit HA, ohne dass Nebenwirkungen auftraten. 

Eine prospektive, offene Studie mit 10 weiblichen Patienten mit systemischer Sklerodermie, die unempfindlich auf herkömmliche Behandlungen reagierten, zeigte, dass die Kombination von HA-Füllstoffen und plättchenreichem Plasma (PRP) eine vielversprechende therapeutische Alternative sein könnte. Nach drei Injektionen im Abstand von 15–20 Tagen berichteten die Patienten über eine signifikante Verbesserung der Hautläsionen und eine erhöhte Lebensqualität. 

Jedoch zeigte eine retrospektive Beobachtungsstudie, dass die Wirksamkeit von HA-Cremes bei Patienten mit Sklerodermie unterschiedlich ausfiel. Patienten mit sklerodermiebedingten Hautveränderungen zeigten eine schnelle entzündliche Reaktion und eine Verschlechterung des klinischen Zustands, während Patienten mit nicht-sklerodermischen Hautveränderungen nur selten eine schwere Entzündungsreaktion hatten. 

Ein Artikel im "Journal of the American Academy of Dermatology" betont die Notwendigkeit klarer Leitlinien für die kosmetische Behandlung von Patienten mit autoimmunen Bindegewebserkrankungen. Der Mangel an Daten zu Sicherheitsentscheidungen, Laserparametern und Behandlungsintervallen erschwert es uns doch maßgeblich, evidenzbasierte kosmetische Behandlungen durchzuführen​. 

Nun, die Anwendung von HA-Füllstoffen bei Patienten mit autoimmunentzündlichen Erkrankungen bleibt kontrovers. Obwohl HA eine zentrale Rolle in Entzündungsprozessen spielt und möglicherweise die Erkrankung verschlimmern könnte, gibt es auch Berichte über positive Ergebnisse ohne Verschlechterung der Erkrankung. Die Kombination von HA und PRP könnte eine neue therapeutische Strategie darstellen, deren Wirksamkeit jedoch in größeren Patientenkohorten bestätigt werden muss. 

Wie sollten wir als Dermatologen das Risiko und den potenziellen Nutzen von HA-basierten Füllstoffen bei Patienten mit autoimmunentzündlichen Erkrankungen abwägen? Ich bin gespannt auf Eure Insights in den Kommentaren bei Instagram oder LinkedIn

Eure Regina

 

 

Referenzen: 

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1111/jocd.15751 

www.jaad.org/article/S0190-9622(20)30740-4/abstract