Von der Klinik in die Praxis
Gedankenspiele zur dermatologischen Weiterbildung
Der Wechsel in die Praxis war für mich trotz jahrelanger Kliniktätigkeit und gerade absolvierter Facharztprüfung eine Herausforderung: Hautkrebsscreening, die Behandlung scheinbar „banaler“ Hauterkrankungen, Patienten im 10-Minuten Takt und Abrechnungsziffern muss man erstmal lernen. Gut, wenn einem erfahrene Kollegen mit Rat und Tat zur Seite stehen.
In diesem Zusammenhang habe ich mir Gedanken über die dermatologische Weiterbildungsordnung (WBO) gemacht. Durch die neue WBO ist es in den meisten Bundesländern mittlerweile möglich, die komplette Weiterbildung in der Praxis zu absolvieren. Viel wurde und wird diskutiert, ob so die kompletten Weiterbildungsinhalte absolviert werden können und dies für eine fundierte Ausbildung zum Dermatologen ausreichend ist. Auch ich sehe das kritisch und halte eine gewisse Klinikzeit weiterhin für absolut sinnvoll und notwendig, um bestimmte Krankheitsbilder zu sehen und Behandlungen durchzuführen. Eine Klinikstelle zu finden ist jedoch nicht immer einfach, so stellt die Weiterbildung in der Klinik doch weiterhin ein Nadelöhr dar. An dieser Stelle möchte ich aber den Spieß einmal umdrehen: Durch meine bisherigen Erfahrungen in der Praxis habe ich mir die Frage gestellt, ob nicht auch ein Praxisanteil in der Weiterbildung für alle Weiterbildungsassistenten (WBA) in der Dermatologie sinnvoll wäre, auch für diejenigen, die langfristig eine Karriere in der Klinik anstreben. Dies aus der normalen Tätigkeit selbstständig zu organisieren halte ich für schwierig, droht doch die Gefahr nicht wieder in die Klinik zurückkehren zu können.
In anderen Fachrichtungen gibt es schon die Möglichkeit im Rahmen von Verbundsweiterbildungen eine Zeit lang von der Klinik in die Praxis zu rotieren und danach in die ursprüngliche Stelle zurückzukehren. Wenn dies in beide Richtungen als Kooperation zwischen Kliniken und Praxen möglich wäre (die Klinik entsendet einen WBA für einen festen Zeitraum in die Praxis und nimmt im Gegenzug einen WBA aus der Praxis auf), könnten doch alle Seiten profitieren: Neben verbesserter Ausbildung der zukünftigen Dermatologen können sich Netzwerke bilden und man lernt die Strukturen des anderen kennen, um so die Zusammenarbeit zwischen Klinik und Praxis zu verbessern. Der ein oder andere Klinik- oder Praxischef mag argumentieren, dass sich die Einarbeitung für einen Mitarbeiter nicht lohnt, der nur eine begrenzte Zeit bleibt. Der Zeitraum sollte also zum einen ausreichend lange gestaltet werden, zum anderen kann der Arbeitgeber nach Rückkehr seines „entsandten“ Mitarbeiters hoffentlich einen Mehrwert erwarten.
Was meint ihr? Haltet ihr ein solches Rotationsmodell für sinnvoll und würdet ihr es euch wünschen? Habt ihr solche Rotationsmodelle in der Dermatologie vielleicht schon kennengelernt? Ich freue mich auf eure Diskussion in den Kommentaren!
Eure Frederieke