Frostbeulen und Co.: Winterbedingte Hauterkrankungen im Fokus
13. Januar 2025
In der Dermatologie begegnen wir im Winter vermehrt Hautveränderungen, die durch Kälteexposition ausgelöst werden. Zu den häufigsten winterbedingten Dermatosen gehören Frostbeulen (Pernionen), Erfrierungen und die Kälteurtikaria. Dieser Artikel beleuchtet die Pathophysiologie, Diagnostik und Prävention dieser Krankheitsbilder und gibt einen Überblick über aktuelle therapeutische Ansätze.
Frostbeulen (Pernionen): Entzündliche Reaktion auf Kälte
Frostbeulen sind lokalisierte entzündliche Reaktionen, die nach wiederholter Exposition gegenüber feuchter Kälte auftreten. Die Pathophysiologie wird auf eine vasomotorische Dysregulation zurückgeführt, bei der die Hautgefäße inadäquat auf niedrige Temperaturen reagieren. Prädisponierende Faktoren sind:
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Chronische Gefäßerkrankungen, z. B. Raynaud-Syndrom.
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Schlechte Mikrozirkulation, oft bei Raucher:innen oder Patient:innen mit Diabetes mellitus.
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Längere Feuchtigkeits- und Kälteexposition.
Klinisches Bild:
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Rötlich-livide, schmerzhafte und oft juckende Läsionen an akralen Körperstellen (z. B. Finger, Zehen, Nase, Ohrläppchen).
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In schweren Fällen Blasenbildung oder Ulzerationen.
Therapie:
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Topisch: Zufuhr von Wärme oder hyperämisierende Salben können in der akuten Phase helfen. Bei einer starken Entzündungssymptomatik ist der Einsatz von Glukokortikoiden möglich.
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Systemisch: Kalziumantagonisten wie Nifedipin oder des Prostacyclin-Analogon Iloprost haben sich bei rezidivierenden Pernionen bewährt.
Erfrierungen: Tiefergehende Kälteschäden
Erfrierungen entstehen durch eine länger andauernde Kälteexposition, die zu ischämischen Gewebeschäden führen kann. Die Pathogenese beinhaltet Vasokonstriktion, Endothelschäden und sekundäre Entzündungsprozesse. Je nach Schweregrad unterscheiden wir:
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1. Grad: Ödematöse, erythematöse Haut.
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2. Grad: Blasenbildung und bullöse Läsionen.
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3./4. Grad: Tiefere Gewebsnekrosen bis hin zur Gangrän.
Therapie:
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Wiedererwärmung.
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Thromboseprophylaxe mit niedermolekularem Heparin.
Kälteurtikaria: Urtikaria-induzierte Hypersensitivität
Die Kälteurtikaria ist eine seltene Form der physikalischen Urtikaria, die durch Kältereize ausgelöst wird. Pathophysiologisch wird sie durch die Freisetzung von Histamin und anderen Mediatoren aus Mastzellen vermittelt.
Klinisches Bild:
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Quaddeln und Juckreiz nach Kälteexposition, besonders an unbedeckten Hautarealen.
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In schweren Fällen können systemische Symptome wie Hypotonie oder anaphylaktische Reaktionen auftreten.
Diagnostik:
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Anamnese.
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Kältetest: Direkte Kälteeinwirkung auf die Haut mittels kaltem Wasser oder Raumluft.
Therapie:
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Meiden von Kälteexposition: Tragen von isolierender Kleidung und Vermeidung von kalten Flüssigkeiten.
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Antihistaminika: Einnahme von H1-Antihistaminika in Standard- oder Hochdosis.
Prävention winterbedingter Dermatosen
Dermatologische Präventionsstrategien sollten sich auf die Minimierung von Kälteexposition und die Förderung der Hautbarriere konzentrieren:
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Kleidung: Mehrlagige, wasserdichte und winddichte Kleidung.
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Pflege: Topische Produkte mit Barriere-stärkenden Lipiden, z. B. Ceramide oder Vaseline-basierte Salben.
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Durchblutungsförderung: Regelmäßige Bewegung und Raucherentwöhnung.
Fazit
Winterbedingte Hauterkrankungen wie Frostbeulen, Erfrierungen und Kälteurtikaria erfordern eine präzise Diagnostik und zielgerichtete Behandlung. Für Patient:innen mit bekannten Risikofaktoren sind präventive Maßnahmen entscheidend, um erneute Kälte-induzierte Hautschäden zu vermeiden. Der Austausch zwischen Dermatolog:innen bleibt wichtig, um Erfahrungen und Best-Practice-Ansätze weiterzugeben.
https://www.altmeyers.org/de/dermatologie/frostbeule-2999
https://www.altmeyers.org/de/dermatologie/erfrierung-1226
https://next.amboss.com/de/article/kK0mgS?q=erfrierung
https://www.altmeyers.org/de/allergologie/kalteurtikaria-2007