Hautgeschichten Dermatologie-Podcast

Vor einigen Jahren noch eher ein Nischenprodukt, sind Podcasts heute längst in aller Munde bzw. Ohren. Wir freuen uns daher, einen neuen und informativen Podcast aus dem Bereich der Dermatologie vorstellen zu können: "Hautgeschichten: Der Podcast für die Dermatologie".

Moderiert wird Hautgeschichten von den Dermatologinnen Dr. Ruo-Xi Yu und Dr. Johanna Meinhard, die beide nach Abschluss Ihrer Facharztausbildung als niedergelassene Dermatologinnen in Berlin tätig sind.

Gemeinsam sprechen wir unter anderem über die Motivation, den Podcast ins Leben zu rufen, über die Themenauswahl und darüber, wie es gelingt, eine breite Hörerschaft - vom medizinischen Fachpublikum bis hin zum interessierten Laien - zu erreichen und zu begeistern. Darüber hinaus erfahren wir, welche persönlichen und beruflichen Erfahrungen die beiden durch das Projekt gemacht haben und welche Pläne sie für die Zukunft ihres Podcasts haben.

JuDerm: Was hat Sie dazu inspiriert, diesen Dermatologie-Podcast zu starten?

Johanna Meinhard (J.M.): Ruo-Xi und ich haben länger zusammengearbeitet. Dabei haben wir immer gern kniffelige Fälle miteinander besprochen, für weitere Anregungen oder Bestätigung. Nach unserer gemeinsamen Zeit in der Praxis wir uns dann oft gegenseitig Sprachnachrichten geschickt, um uns auszutauschen. Weil die oft sehr lang waren, fingen sie oft scherzhaft an mit: „Hey, ich hinterlasse Dir hier mal wieder einen Podcast…“ Und so war irgendwann die Idee geboren. 

JuDerm: Welche Motivation und Ziele sind mit dem Podcast verbunden?

Ruo-Xi Yu (R.Y.): Oft genug wünschen wir uns in der Sprechstunde, wir hätten die Zeit, mit Patienten Themen tiefer zu besprechen. Mit dem Podcast haben wir die Möglichkeit, das, was uns zu bestimmten Themen und Krankheitsbildern wichtig ist, festzuhalten und weiterzugeben. 

J.M.: Hinzu kommt, dass viele falsche Informationen zu Gesundheitsthemen im Internet und auf Social Media kursieren. Wir als Expertinnen wollen uns hier nicht länger die Aufklärung von fachfremden Personen aus der Hand nehmen lassen, wenn es um Wissen und Tipps aus unserem Fachgebiet geht.

R.Y.: Wenn man als Laie im Internet zu Hautthemen recherchiert, landet man ohne medizinisches Vorwissen ganz schnell bei Produktwerbung und auf Esoterik-Portalen. Hanna und ich hatten schon länger über Wege nachgedacht, wie man „echte“ Informationen als leichte Kost an den:die Patient:in bekommt. Der Podcast erschien uns da als passendes Format.

JuDerm: Wie wählen Sie die Themen für Ihre Episoden aus?

J.M.: Oft ergeben sich die Themen aus Zuschriften von Hörer:innen oder aus dem Kolleg:innenkreis. Zum Beispiel haben wir schon mal ein Thema behandelt, dass sich eine hausärztliche Kollegin gewünscht hatte.

R.Y.: Auch aus der Sprechstunde ergeben sich Themen: wenn viele ähnliche Fragen gestellt werden oder ein bestimmtes Krankheitsbild gerade Saison hat. Zum Beispiel haben wir beide diesen Sommer mal in einer Woche ganz viele Insektenstichreaktionen bei Patient:innen gesehen - und dann in der nächsten Podcastfolge darüber gesprochen. 

JuDerm: Gibt es bestimmte Themen, Trends oder Entwicklungen in der Dermatologie, die Sie in Zukunft besonders gerne behandeln möchten?

J.M.: Ja natürlich. Das ist ein Anliegen von uns. Wir wollen unsere Hörer:innen gerne über alle größeren aktuellen Trends aufklären. 

R.Y.: Genau, die Themen sind deshalb breit gefächert. Und natürlich kommentieren wir im Podcast auch „schlechte“ Trends, die nicht dem aktuellen Stand der Forschung entsprechen. Wir halten es zum Beispiel für fragwürdig, dass auf Social Media aktuell reine Öle zur Hautpflege gehyped werden - und klären darüber im Podcast auf.

JuDerm: Welche Recherche betreiben Sie, um sicherzustellen, dass die Informationen in Ihrem Podcast korrekt und aktuell sind?

R.Y.: Wir bilden uns kontinuierlich auf Fortbildungen und Kongressen weiter. Außerdem lesen wir alle neuen und überarbeiteten Leitlinien. Dieses Wissen fließt in jede Podcastfolge ein. 

J.M.: Und weil wir zu zweit sind, können wir uns auch gut gegenseitig kontrollieren und bei Bedarf verbessern. Außerdem unterhalten wir uns vor jeder Folge über das jeweilige Thema, bevor wir einfach drauflos erzählen.

JuDerm: Welche Zielgruppe möchten Sie mit Ihrem Podcast erreichen?

R.Y.: Primär interessierte Laien und Patient:innen, die sich bisher nicht ausreichend aufgeklärt fühlen. Positive Rückmeldungen haben wir außerdem von befreundeten Assisstentärzt:innen und Allgemeinmediziner:innen bekommen.

JuDerm: Wie können Weiterbildungsassistenten am besten von Podcasts wie Ihrem profitieren?

J.M.: Podcasts wie unserer können jungen Ärzt:innen einen guten Überblick darüber geben, was in der täglichen Praxis für die Patient:innen am relevantesten ist und wonach besonders oft gefragt wird. Das geht ja oft in eine andere Richtung als das reine Lehrbuchwissen: In unserem Podcast behandeln wir vor allem die Fragen, Patient:innen uns und andere Dermatolog:innen in der Praxis auch wirklich fragen. Wir können aber natürlich keine vollständige Übersicht über alle Themen vermitteln, die für die Facharztprüfung wichtig sind - dafür sind Leitlinien sicherlich besser geeignet. 

JuDerm: Was haben Sie persönlich durch die Arbeit an diesem Podcast gelernt?

R.Y:  Das Technische war Neuland für uns; die ersten Folgen hatten zum Beispiel noch Soundschwierigkeiten. Da haben wir einiges dazugelernt. Und wir haben gelernt (und lernen immer noch), fachlich korrekte und ausführliche Information für Laien verständlich aufzuarbeiten. Wenn wir bisher Vorträge gehalten haben, dann vor Fachpublikum. 

JuDerm: Welche beruflichen und persönlichen Vorteile haben Sie durch die Gründung des Podcast erfahren?

J.M.: Wir haben eine neue, moderne Art der Wissensweitergabe und Kommunikation kennen gelernt. Es ergeben sich zudem wunderbare neue Möglichkeiten des Networkings ohne Konkurrenzgedanken. Wir sind sichtbar für Kolleg:innenund werden auf Kongressen auf unseren Podcast angesprochen. Eine Kollegin hat sich sogar schon Flyer unseres Podcasts für Ihre Patient:innen fürs Wartezimmer gewünscht.

R.Y.: Patient:innen sprechen und auch darauf an und geben positives Feedback. Ich hatte bei einigen Patient:innen, die zuvor den Podcast zu ihrer Erkrankung gehört hatten, das Gefühl, dass ich damit schon einen Vertrauensvorschuss bei Ihnen hatte und sie schon sehr gut informiert waren und eine realistische Erwartungshaltung mitbrachten.  

JuDerm: Welche Pläne haben Sie für die Zukunft des Podcast?

R.Y.: Wir freuen uns natürlich, wenn wir eine größere Reichweite und Sichtbarkeit bekommen. 

J.M.: Wir freuen uns auch, wenn Berufsverbände Interesse an unserer Arbeit haben und freuen uns z.B. auch sehr über dieses Interview. Die Aufmerksamkeit hilft uns, niedrigschwellig Patient:innen zu informieren, insgesamt macht es uns als Ärzteschaft die Arbeit auch leichter, wenn Patient:innen aus seriösen Quellen gut informiert sind. 

JuDerm: Wie sehen Sie die Rolle von Podcasts in der medizinischen Aufklärung und Information?

R.Y.: Wir sehen Podcasts als eine von mehreren Möglichkeiten, medizinischen Laien niedrigschwellig Informationen zur Verfügung zu stellen. Social Media haben aber auch an Wichtigkeit stark zugenommen, weil junge Menschen dort viel Information herholen. Ein Podcast ordnet sich zwischen Tiktok und Fachlektüre ein.

Hautgeschichten erscheint jeden zweiten Mittwoch überall dort, wo es Podcasts gibt, und ist wirklich eine absolute Empfehlung für alle, die gerne Podcasts hören und sich für Dermatologie interessieren.

Vielen Dank an Dr. Ruo-Xi Yu und Dr. Johanna Meinhard für das Interview.

 

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