Fit für die Praxis? – Fit in der Praxis?

Nahtkurs- und Abrechnungsseminar 2023

Workshop "Fit für die Praxis" 2023 © Foto: Benjamin Kroh (JuDerm)

Zwei volle Tage drehte sich alles rund um Nadel, Naht und (auch den Abrechnungstechnischen) Haken.

Ähnlich humorvoll zeigte Dr. Löser, Dermatologe aus Ludwigshafen, was es bei operationspflichtigen Hautveränderungen zu beachten gilt. Dabei strukturierte er seinen Vortrag ähnlich einer OP-Vorbereitung in neun Module. Vom Anfänger bis zum Profi lernten die 22 Teilnehmer und Teilnehmerinnen alles - von der richtigen Handhabung und Haltung von Schere, Skalpell und Pinzette bis zur richtigen Nahttechnik. „Leben, das heißt auf alle Fälle – Narben haben“ (J. Steinbeck). Umso wichtiger sei es, bereits in einer individuellen OP-Aufklärung den Patienten ausführlich aufzuklären und somit einer (zu) optimistischen Patienten Erwartungshaltung zu begegnen, so der Referent. Eine schmerzarme Anästhesie (mit Puffer) fand genauso Erwähnung, wie der Tiger-Griff zur Nahtsicherung (und dieser wird bewusst hier NICHT erklärt – schließlich soll der Vortrag weiterhin genug Überraschungen bereit halten). Und das hat er sicherlich, denn die Teilnehmer müssen vor dem Abendessen am Freitag selber auf der Matte üben: Einzelknopfnaht, Matratzennaht oder auch den Loma Linda Loop. Was das genau heißt? Findet es nächstes Jahr selber heraus (doch dazu später mehr).

Nach einer (zu kurzen) Nacht und genug Verpflegung (auch an der Hotelbar) standen am Samstag organisatorische Vorträge zum ambulanten Operieren auf der Agenda.

Von der Genehmigung bis zur Begehung – welche Anforderung muss ich erfüllen? „Ich empfehle das Pfeilen der Hohlnadel dem Regierungsinspektor gegenüber nicht zu erwähnen“, scherzte Referentin Dr. Grit Richter-Huhn. Gerade mit solchen (natürlich nicht ernst gemeinten) Hinweisen schaffte es das Moderationsteam, drögen Themen Leben einzuhauchen. Warum sich bei der Einrichtung eines OPs in der Praxis ein Defibrillator mit EKG Ableitung auch finanziell lohnt, bleibt auch hier nur geteasert. Denn eine Begehung ist und bleibt jeder Praxis vorbehalten – die Angst davor wurden durch die qualifizierten Aussagen von Dr. Richter-Huhn aber genommen.

Manchmal unbeholfen gestaltete sich die Selbst-Einschätzung des Publikums im Bezug auf das korrekte Abrechnen der OP-Leistungen. Für viele (noch!) ein Buch mit sieben Siegeln erklärten Dr. Pia Girbig aus Mannheim und Dr. Cora Lu Overbeck aus Hannover Münden regelkonforme Abrechnungsmodalitäten an praxisnahen Beispielen. Dabei verdeutlichten Sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede in GoÄ und EBM. Viel Diskussionsstoff für wenig Zeit – und doch zufriedenstellend für die Teilnehmer, wie die Abschluss Evaluation zeigte.

Auch der letzte Vortrag über Kommunikation, Marketing und Außenwirkung (von Kristin Rosenow) fand nach anderthalb Tagen Wissens-Druckbetankung volle Aufmerksamkeit. Auch wenn das Thema sich nur grob in das operative Format einordnen lässt, war es Wunsch aller, das Konzept beizubehalten. „Wie darf ich werben -und wie nicht“? Kristin Rosenow unterzog die Internetpräsenzen aller Teilnehmer einem kritischen Realitätscheck und gab praktische Verbesserungsvorschläge an die Hand. Ob diese noch am Samstagabend umgesetzt werden, sei dahin gestellt – zumindest aber reisten alle mit vollem Dank aus Mannheim ab.

Wohlwissend – mag der Telefontsunami am Montagmorgen kommen – dank des Seminars bin ich auch diesem ab jetzt gewappnet!

Benjamin