Das Hautmikrobiom: Schlüssel zur Hautgesundheit und neue Therapieansätze

Nicht nur unser Darm, sondern auch unsere Haut beherbergt eine vielfältige mikrobielle Gemeinschaft aus Bakterien, Pilzen und Viren - das Hautmikrobiom. Aufgrund unterschiedlicher physiologischer und anatomischer Eigenschaften finden sich auf unserer Haut sogenannte biogeographische Habitate (trocken, feucht und talgdrüsenreich), in denen sich unterschiedliche Mikrobiota-Gemeinschaften ansiedeln. Bestimmte Hauterkrankungen wie atopische Dermatitis, Rosazea und Psoriasis werden heute mit einer Dysbiose des Hautmikrobioms in Verbindung gebracht. Studien haben gezeigt, dass aktuelle dermatologische Therapien für diese Erkrankungen das Hautmikrobiom verändern/stabilisieren können und dass topische Prä- und Postbiotika sowie orale Probiotika (Abbildung 1) bei einer Vielzahl von Hauterkrankungen von Nutzen sein können. Daher möchten wir im Folgenden einige Informationen zu diesem Thema geben. 

Das Hautmikrobiom etabliert sich bei der Geburt, verändert sich während der Pubertät und stabilisiert sich im Erwachsenenalter. Bakterien sind die am besten untersuchte Komponente des Hautmikrobioms. Die vier wichtigsten auf der Haut nachgewiesenen Bakteriengruppen sind Actinobacteria, Firmicutes, Proteobacteria und Bacteroidetes, während die häufigsten Gattungen Cutibacterium (früher als Propionibacterium bekannt), Staphylococcus und Corynebacterium sind.  

Die Rolle des Hautmikrobioms für die Hautgesundheit lässt sich wie folgt zusammenfassen 

  • Schutzschild gegen pathogene Mikroben: Nützliche Mikroorganismen können pathogene Bakterien verdrängen oder deren Wachstum hemmen. 

  • Immunmodulation: Das Hautmikrobiom hilft, das Immunsystem zu trainieren und Entzündungen zu regulieren. 

  • Barrierefunktion der Haut: Das Mikrobiom unterstützt die Aufrechterhaltung der Hautbarriere und fördert die Wundheilung. 

Ist die Zusammensetzung des Hautmikrobioms verändert, spricht man von einer Dysbiose. Für die atopische Dermatitis (AD), die Psoriasis, die Akne vulgaris und die Rosazea wurde eine Veränderung des Hautmikrobioms bereits näher untersucht und nachgewiesen. Insbesondere für die atopische Dermatitis und die Psoriasis ist die Studienlage hierzu bereits fortgeschritten: 

Atopische Dermatitis 

Es konnte gezeigt werden, dass AD-Schübe im Vergleich zum Ausgangsbefund mit einer Abnahme der mikrobiellen Diversität und einer Zunahme der Kolonisierung mit Staphylococcus-Bakterien, insbesondere S.aureus, einhergehen. Studien zeigten, dass sich die Dysbiose nach Anwendung von topischen Steroiden und Biologika besserte. Nach vierwöchiger Behandlung z. B. mit topischer Fluticasonpropionat-Creme ähnelte das Mikrobiom auf AD-Herden dem auf nicht-läsionaler Haut, unterschied sich aber weiterhin von der Besiedlung hautgesunder Menschen. Auch bei neueren systemischen Therapeutika wie Dupilumab (Interleukin-4-Inhibitor) und Tralokinumab (Interleukin-13-Inhibitor) wurde eine Reduktion der Besiedlung mit S.aureus und Erhöhung der Prävalenz der wichtigsten Hautkommensalen beobachtet.  

Die Anwendung von Präbiotika zeigte sich als vielversprechender Ansatz, AD-Schübe durch die Manipulation verschiedener Mikrobiota-Populationen abzumildern. So erhöhten Emollienzien mit Thermalwasser, Sheabutter und Niacinamid sowie Emollienzen mit kolloidalem Hafer die Mikrobiom-Diversität an Läsionsstellen und verbessersten den pH-Wert, Barierefunktion und Hydratation betroffener Haut. Für immunmodulatorisch wirkende Probiotika wurde gezeigt, dass sie die Entzündungsreaktion bei atopischer Dermatitis durch Verhinderung des Eindringens von Krankheitserregern reduzieren. Auch Postbiotika (Präparate mit Bestandteilen von Vitreoscilla filiformis oder Lactobacillus) verbesserten in randomisierten Studien den Schweregrad der atopischen Dermatitis (SCORAD-Index). Für die Anwendung von Postbiotika bei atopischer Dermatitis ist die Datenlage aber noch etwas begrenzt.   

Psoriasis 

Es konnte gezeigt werden, dass das Hautmikrobiom der Psoriasis mit einer Dysbiose assoziiert ist. Allerdings variierten die spezifischen Muster der Dysbiose von Studie zu Studie. Bei Psoriasis-Läsionen wurde im Vergleich zu nicht betroffenen Kontrollgruppen ein Trend zu einer geringeren bakteriellen Vielfalt und unterschiedlichen relativen Häufigkeiten von Kommensalbakterien, einschließlich Actinobacterium, Corynebacterium, Cutibacterium, Streptococcus und Staphylococcus, beobachtet. Bei Psoriasis handelt es sich um eine Typ-17-T-Helferzellen (Th) vermittelte Krankheit, bei der angenommen wird, dass S.aureus in läsionaler sowie nicht-läsionaler Haut, die Th17-Immunreaktion verstärkt. Ein Beleg für die enge Beziehung zwischen Psoriasis und dem Hautmikrobiom ist die therapeutische Wirkung von Probiotika und Balneotherapie. So zeigte beispielweise eine randomisierte, doppelblinde, kontrollierte Studie, dass die orale Supplementierung mit probiotischen Kapseln über einen Zeitraum von zwei Monaten Schweregrad (PASI) und Lebensqualität signifikant verbesserte. Eine andere Studie zeigte, dass eine dreiwöchige Balneotherapie mit selenreichem Thermalwasser zu einer signifikanten Verringerung der Symptome der Plaque-Psoriasis führte. Diese Verbesserung hing mit einer signifikanten Zunahme von keratolytischen Bakterien der Gattung Xanthomonas zusammen. Auch gibt es Hinweise, dass systemische Psoriasis-Therapien das Hautmikrobiom verändern. Insbesondere die Behandlung mit Ustekinumab (Interleukin-12/23-Inhibitor) wurde mit einer Wiederherstellung der normalen Hautphysiologie und der biogeografischen Lebensräume und damit der mikrobiellen Vielfalt assoziiert. 

Firmen wie Gallinée, La Roche Posay, ibiotics und LanBiotic vertreiben bereits frei verkäufliche Hautmikrobiom-Produkte zur Hautpflege bei verschiedenen Hautzuständen und zum Anti-Aging. Es bleibt abzuwarten, ob und wann solche gezielten topischen und systemischen Therapien mit Präbiotika, Probiotika und Postbiotika zur Wiederherstellung der Eubiose bei entzündlichen Dermatosen Eingang in die Leitlinien und die klinische Praxis finden. Auch personalisierte Ansätze zur Behandlung von Hauterkrankungen durch Beeinflussung des Mikrobioms sind hier denkbar. 

Autorin: Ann-Kathrin H. 

Quellen: 

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Han, J.H., Kim, H.S. Skin Deep: The Potential of Microbiome Cosmetics. J Microbiol. 62, 181–199 (2024). doi.org/10.1007/s12275-024-00128-x 

Seethalakshmi, P.S., Hassan, S., Kiran, G.S., Bramhachari, P.V., Selvin, J. (2023). The Dynamics of Skin Microbiome: Association of Microbiota with Skin Disorders and Therapeutic Interventions. In: Veera Bramhachari, P. (eds) Human Microbiome in Health, Disease, and Therapy. Springer, Singapore. https://doi.org/10.1007/978-981-99-5114-7_10 

https://www.gallinee.com 

https://www.lanbiotic.com 

https://ibiotics.de/kategorien/basistherapie-mikrobiom/ 

https://www.larocheposay.de/event/lipikar-be-strong-inside