Was sind Leitlinien?
17. November 2020
Leitlinien geben Empfehlungen, wie eine Erkrankung festgestellt und behandelt werden sollte. Sie richten sich vor allem an Ärztinnen und Ärzte und sollen zu einer angemessen Behandlung und Versorgung beitragen.
Leitlinien fassen das aktuelle medizinische Wissen zusammen, wägen Nutzen und Schaden von Untersuchungen und Behandlungen ab und geben auf dieser Basis konkrete Empfehlungen zum Vorgehen. Eine Leitlinie soll außerdem darüber informieren, wie gut eine Empfehlung wissenschaftlich belegt ist.
Leitlinien müssen regelmäßig aktualisiert werden, sind aber im Gegensatz zu Richtlinien rechtlich nicht verbindlich. Abweichungen sollten aber jeweils begründet sein.
Wie entstehen Leitlinien?
Leitlinien werden idealerweise systematisch entwickelt: Zunächst wird eine Leitlinienkommission gebildet mit Fachleuten aus allen für eine bestimmte Erkrankung wichtigen Berufsgruppen. Meist wird sie von einem Mitglied der medizinischen Fachgesellschaft geleitet, die sich mit dieser Erkrankung befasst.
Die Kommission trägt das Wissen aus verschiedenen Quellen möglichst vollständig zusammen und bewertet es nach festgelegten Kriterien. Unterschiedliche Einschätzungen und Standpunkte der Kommissionsmitglieder werden diskutiert und beim Erstellen der Leitlinie möglichst angemessen berücksichtigt. Mögliche Interessenskonflikte der Mitglieder müssen diese aber offenlegen.
Woran erkennt man eine gute Leitlinie?
Eine gute Leitlinie ist auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft, und ihre Empfehlungen lassen sich im medizinischen Alltag umsetzen.
In Deutschland koordiniert die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) die Leitlinien-Entwicklung. Sie teilt Leitlinien in vier Klassen ein:
S1-Leitlinie: Handlungsempfehlungen von Expertinnen und Experten ohne systematische Bewertung.
S2k-Leitlinie: Von einer für das jeweilige Fachgebiet repräsentativen Kommission nach einer strukturierten Konsensfindung erstellt.
S2e-Leitlinie: Systematische Sammlung des Wissens durch die Kommission aus unterschiedlichen Quellen, jedoch ohne strukturierte Konsensfindung bei Differenzen.
S3-Leitlinie: Erfüllt alle der folgenden Anforderungen: repräsentative Besetzung, systematische Wissenssammlung und -bewertung, geregeltes Verfahren, um zu einer einheitlichen Empfehlung zu kommen.
S3-Leitlinien sind am verlässlichsten, aber auch am aufwendigsten zu erstellen: Die Entwicklung kann mehrere Jahre dauern. Ergänzend zu S3-Leitlinien werden normalerweise auch Patienten-Leitlinien erstellt.