AAD 2025 in Orlando
7. April 2025
AAD 2025 in Orlando: Groß, größer, AAD - let the show begin
Die American Academy of Dermatology (AAD) hielt ihre Jahrestagung 2025 vom 7. bis 11. März in Orlando, Florida, ab und stellte dabei neue Rekorde auf – nicht nur in puncto Teilnehmerzahl. Über 20.000 Besucher kamen zusammen, darunter fast 10.000 medizinische Fachkräfte und mehr als 2.500 Assistenzärzte. Die Konferenz war erneut ein Treffpunkt für Dermatologie-Begeisterte aus aller Welt. Zudem präsentierten rund 425 Aussteller die neuesten Innovationen des Fachgebiets. Neben bekannten Gesichtern und Marken gab es auch einige Neuentdeckungen, die typisch amerikanisch anmuteten – aber dazu später mehr.
Wissenschaftliche Highlights
Die AAD 2025 bot ein umfangreiches wissenschaftliches Programm mit fast 300 Sitzungen, darunter interaktive Workshops, hochkarätige Keynotes und Live-Demonstrationen. Besonders interessierten mich die Sitzungen für junge Dermatologen und Assistenzärzte. Doch auch in den übrigen Sessions gab es spannende Einblicke in neue therapeutische Ansätze sowie kontroverse Diskussionen über aktuelle „Hot Topics“ – also die neuesten Forschungsergebnisse in der Dermatologie.
Ein besonderes Highlight war die Eröffnungszeremonie am 7. März, bei der Unternehmerin Martha Stewart als Hauptrednerin auftrat. Sie sprach über Erfolg, Anpassungsfähigkeit und Innovationsgeist – Eigenschaften, die auch in der Dermatologie eine Schlüsselrolle spielen. Ihr Vortrag begeisterte die Zuhörer und inspirierte viele dazu, ihre Praxisstrategien weiterzuentwickeln.
In den „Late-breaking Research“-Sessions wurden bisher unveröffentlichte klinische Daten aus Phase-II- und Phase-III-Studien vorgestellt. Hier traf man auch viele deutsche und internationale Experten, mit denen man sich über die neuesten Entwicklungen austauschen konnte.
Besonders spannend waren neue Therapieansätze für chronische Hauterkrankungen wie Psoriasis und atopische Dermatitis (AD). In der Psoriasis-Therapie wurden vielversprechende Daten zu einem neuen oralen IL-23-Inhibitor vorgestellt. Für die atopische Dermatitis gab es interessante Studiendaten zu OX40- und JAK/TYK-Inhibitoren.
In einer dieser Sessions traf ich Lukas, einen Assistenzarzt der Dermatologie aus Erlangen. Er stellte fest, dass die Psoriasis-Therapie bereits auf einem sehr hohen Niveau sei, während es bei der atopischen Dermatitis noch Verbesserungsbedarf gebe.
Gemeinsam reflektierten wir über mehr als 20 Jahre Erfahrung mit Biologika in der Dermatologie und den daraus resultierenden enormen Daten- und Erfahrungsschatz. „Was ich gut finde“, ergänzte Lukas, „ist, dass wir mittlerweile immer mehr Daten zu Schwangerschaft und Tumorerkrankungen haben. Das gibt uns Sicherheit in speziellen Therapiesituationen.“ Er betonte außerdem, dass dermatologische Patienten bei JAK-Inhibitoren ein deutlich besseres Nebenwirkungsprofil aufweisen als multimorbide rheumatologische Patienten. Ohne Risikofaktoren seien beide Therapieformen sicher einsetzbar.
Künstliche Intelligenz & Telemedizin

Mein besonderes Interesse galt den Fortschritten in der digitalen Dermatologie, insbesondere der Anwendung von Künstlicher Intelligenz in der Hautkrebserkennung. Leider war das Angebot an Sessions hierzu eher begrenzt. Ähnliches berichtete Lukas: Teledermatologie sei zwar sowohl in den USA als auch in Deutschland auf dem Vormarsch, doch auch hierzu gab es nur wenige Vorträge.
Eine interessante Idee, die in einer Session vorgestellt wurde, betraf Epikutantests, die basierend auf Fragebögen an Patienten versendet und von diesen selbst zu Hause am Unterarm aufgeklebt werden. Die Auswertung erfolgte dann anhand von Fotos und KI. Dabei müsse man jedoch die unterschiedlichen Krankenversicherungssysteme und Abrechnungsmodalitäten der beiden Länder berücksichtigen, so Lukas.
Sessions für Assistenzärzte
Gerade junge Assistenzärzte griffen das Thema KI und deren Anwendung im Praxisalltag verstärkt auf. Im Format „Gross and Microscopic Symposium“ präsentierten sie spannende Fälle aus ihrer Praxis. Eine junge Assistenzärztin hielt einen Vortrag mit dem Titel „Are Pictures Worth a Thousand Words? Not When Training AI for Alopecia Diagnosis“. Ihr Fazit: Wortbasiertes Training erhöhte die Genauigkeit der KI bei der Diagnose von Alopezie anhand von Dermatoskopie-Bildern – überraschenderweise führte bildbasiertes Training hingegen zu geringerer Präzision.
Für Unterhaltung sorgte das „Residents Jeopardy“, bei dem Assistenzärzte-Teams gegeneinander antraten. Der Hauptpreis: ein Ticket für die AAD 2026 in Denver. Leider verpasste das Team „Porefectionist“ knapp den Einzug ins Finale – den Preis für den kreativsten Teamnamen hätten sie jedoch definitiv verdient.
Industrieausstellung
Mit über 400 Ständen war die Ausstellungshalle der zentrale Treffpunkt für Industrie, Wissenschaft und Praxis. Neben klassischen Pharmaunternehmen präsentierten auch einige – meiner Meinung nach zu wenige – Start-ups ihre Entwicklungen, darunter KI-gestützte Lehrmethoden in der Pathologie oder innovative Nahrungsergänzungsmittel. In den USA sind die Grenzen zwischen verschreibungspflichtigen und frei verkäuflichen Produkten weniger strikt, sodass sich auch einige bekannte Kosmetikmarken in der Ausstellung fanden.
Ein großes Thema war die Hautalterung und innovative Anti-Aging-Therapien. Lukas und ich besuchten Vorträge zu Ernährung und Hautalterung – ein Thema, das neben Sonneneinstrahlung eine wesentliche Rolle spielt.
Passend dazu gönnten wir uns zum Abschluss einen saftigen Donut.
Fazit
Die AAD 2025 in Orlando setzte neue Maßstäbe: eine Rekordbeteiligung, hochkarätige wissenschaftliche Beiträge und zahlreiche innovative Entwicklungen. Die Kombination aus praxisnahen Sitzungen, inspirierenden Keynotes und einem starken Fokus auf medizinische Fortschritte machte die Konferenz zu einem unvergesslichen Ereignis für die Dermatologie-Community
Euer Benjamin!