Psychodermatologie

und die Behandlung chronisch-entzündlicher Dermatosen: Besondere Überlegungen und Ansätze

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Die Psychodermatologie ist ein faszinierendes und aufstrebendes Fachgebiet, das die Verbindung zwischen Psyche und Haut umfasst. Genauer beschäftigt sie sich mit der Wechselwirkung psychologischer Faktoren und dermatologischer Erkrankungen.  Psychodermatologie und beispielhaft die Behandlung chronisch-entzündlicher Dermatosen erfordern besondere Überlegungen und Ansätze, welche ich Euch in diesem Blogbeitrag in Grundzügen vorstellen möchte.

Unser Verständnis dafür, wie Emotionen, Stress und psychische Belastungen im Allgemeinen die Haut beeinflussen können, wächst stetig. Auf nationaler Ebene fand sich erstmals 1983 eine kleine engagierte Gruppe psychosomatisch interessierter Dermatologen zusammen. Es entstand die heute noch bestehende Arbeitsgruppe Psychosomatische Dermatologie. 1985 richtete sie das erste Symposium „Seelische Faktoren bei Hautkrankheiten“ in Marburg aus. Seit den frühen 90er Jahren integrierte sich die Arbeitsgruppe dann zunehmend flächendeckend in die klinische Arbeit und Forschungslandschaft. Von Beginn an waren auch Psychologen und Psychiater Mitglieder. Der interdisziplinäre Austausch mit nicht-ärztlichen Mitarbeitern aus der Pflege, Seelsorge, Sozialdienst wird rege gepflegt. Den Themenbereich der chronisch-entzündlichen Dermatosen prägte der Arbeitskreis um Professor Uwe Gieler nicht nur mit entsprechenden Schulungsprogrammen für Neurodermitiker und Psoriatikern. Aktuell Vorsitzende des Arbeitskreises ist Frau Professor Dr. Eva Peters, sie leitet u.a. das Psychoneuroimmunologie Labor der Justus-Liebig-Universität in Gießen. Parallel zu diesem Labor gab es bereits zuvor ein Labor an der Charité in welchem insbesondere die neuroimmunologische und epigenetische Reaktion des Immunsystems und des peripheren Nervensystems auf Umgebungsstress untersucht wird. Sehr spannend!

Nun zurück zu den klassischen Berührungspunkten Studierender und WBAs mit dem Themenkomplex Psychosomatik und Psychodermatologie: Im deutschen Medizinstudium spielt die Gesprächsführung eine zunehmend wichtige Rolle, insbesondere in Fächern wie Psychosomatik oder Palliativmedizin werden entsprechende Kompetenzen in ihren Grundzügen vermittelt und trainiert. Die angebotenen Lehrveranstaltungen und Trainings zur ärztlichen Gesprächsführung  umfassen theoretische Grundlagen, praktische Übungen und häufig Rollenspiele, in denen verschiedene Perspektiven aktiv eingenommen werden können. Themen wie aktives Zuhören, empathisches Verhalten, informierte Entscheidungsfindung und das Überbringen schwieriger Nachrichten stehen hier im Fokus.

Darüber hinaus gibt es auch Initiativen, die den Austausch von Best Practices und die Integration von Kommunikationstrainings in den medizinischen Lehrplan fördern. Der aktuelle Stand zeigt eine zunehmende Anerkennung der Bedeutung einer guten Gesprächsführung im Medizinstudium und Bestrebungen, dies entsprechend zu vermitteln. Allerdings variiert, Stand heute, die genaue Ausgestaltung und Integration der Kommunikationsausbildung je nach Universität und Studiengang.

Für uns WBAs bietet sich neben praxis- und klinikinternen Weiterbildungsoptionen auch die Fortbildung „Psychosomatische Grundversorgung“, zertifiziert durch die jeweils zuständige Ärztekammer, an.

Die Fortbildung "Psychosomatische Grundversorgung" zertifiziert durch die Ärztekammer Nordrhein beispielsweise bietet eine wertvolle Gelegenheit, Kenntnisse und Fähigkeiten im Umgang mit psychosomatischen Erkrankungen zu erwerben. In der Fortbildung werden wichtige Aspekte wie die Zusammenhänge zwischen Körper und Geist, psychosoziale Faktoren bei körperlichen Erkrankungen sowie Kommunikations- und Behandlungsstrategien vermittelt. Durch praxisnahe Fallbeispiele und interaktive Diskussionen erhalten die Teilnehmer einen entsprechend umfassenden Einblick in die psychosomatische Medizin.  Der Kurs kann beispielsweise an zwei Wochenenden in Präsenz absolviert werden (30 Stunden verbale Interventionstechniken und 20 Stunden Theorieseminare). Über einen Zeitraum von mindestens 6 Monaten müssen zudem 30 Stunden Balintgruppenarbeit nachgewiesen werden, um bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) die Genehmigung zur Erbringung Psychosomatischer Leistungen beantragen zu können. Die Teilnahmegebühr beläuft sich auf ca. 1000-1200€.

Prinzipiell erforderlich ist das Absolvieren des Kursus „Psychosomatische Grundversorgung“ für die Facharztqualifikation in Allgemeinmedizin, Innerer Medizin und Gynäkologie, sowie für Tätigkeiten in der Psychoonkologie, Schmerztherapie, In-Vitro-Fertilisation, und in Hausarztverträgen.

Ein Auszug aus dem Curriculum zeigt jedoch eindrucksvoll, warum nach meinem Dafürhalten viele von uns von diesem Fortbildungsangebot profitieren können. Zu Themen wie „Depression und Angsterkrankungen“, „Suchterkrankungen“, „Krankheit als Verlusterfahrung“, „Interventionen in Krisensituationen, Suizidalität“, „Krankheitsbewältigung, Entspannungstechniken“ als auch „Gesundheit im Arztberuf“ haben die meisten von uns regelhaft Kontakt. Mir persönlich hilft ein roter Faden durch diese Themenkomplexe enorm.

Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass ein einfühlsamer Umgang, situationsadaptierte Kommunikation und Unterstützung für unsere Patienten und ihre Familien entscheidend sind. Psychodermatologie hilft, den Einfluss von Stress, Angstzuständen und psychischen Belastungen auf die Haut zu verstehen. Durch eine ganzheitliche Betrachtung von Körper und Geist können wir das Wohlbefinden insbesondere der im Rahmen chronisch-entzündlicher Dermatosen häufig auch jungen Patienten verbessern und ihnen dabei helfen, eine neutrale bis positive Beziehung zu ihrer Haut zu entwickeln. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Dermatologen, Psychologen und ggf. Pädiatern ist der Schlüssel zu einem ganzheitlichen individuellen Therapiekonzept, welches sowohl die physische als auch die psychische Gesundheit der Betroffenen berücksichtigt.

Wie schaut es bei Euch aus? Habt Ihr auch Interesse Eure psychosomatischen Kenntnisse und Fertigkeiten zu vertiefen?

Schreibt mir gerne in den Kommentaren,
Regina

Referenzen:

www.akpsychderm.de/geschichte.html
https://balintgesellschaft.de
https://www.aekno.de/presse/veranstaltungen/detail/59223-Psychosomatische-Grundversorgung-Theorie-VIT
https://pixabay.com/images/id-7268461/ (Titelbild)