Teilzeit

Als ich nach meiner ersten Elternzeit in Teilzeit wieder anfing zu arbeiten, stand ich vor dem Luxusproblem mich entscheiden zu dürfen, wie ich meine Stunden aufteilen wollte: Ganze Tage oder doch lieber jeden Tag mit reduzierter Stundenzahl? Ich hatte die Qual der Wahl, wobei meine Entscheidung schnell feststand. Doch dazu später mehr.

Was gibt es überhaupt für Teilzeitoptionen und welche Vor- und Nachteile bringen sie mit sich? Dazu möchte ich euch in diesem ersten JuDerm-Blogbeitrag im neuen Jahr eine Übersicht geben – denn Arbeiten in Teilzeit erfreut sich immer größerer Beliebtheit und längst ist die Kinderbetreuung nicht mehr der einzige Grund. Auch eine Nebentätigkeit, die Pflege von Angehörigen oder eine ausgeglichene Work-Life-Balance können Gründe für eine Teilzeittätigkeit sein.  

  1. Eine 5-Tage-Woche mit reduzierter Stundenzahl an jedem Tag: Dieses Modell bedeutet Kontinuität für einen Selbst und den Arbeitgeber. Meiner Erfahrung nach wird in dieser reduzierten Zeit sehr effizient gearbeitet. Leider geht man oft mit dem Gefühl nach Hause die Arbeit abgebrochen oder den Kollegen überlassen zu haben mit dem Resultat eines schlechten Gewissens oder Überstunden. Eine gute Abgrenzung und eine gute Organisation durch den Arbeitgeber sind hier wichtig! In Praxen oder Ambulanzen, in denen Sprechstunden innerhalb der Teilzeit enden, eignet sich dieses Modell besonders gut.
  2. Volle Tage arbeiten: Dieses Modell bedeutet Flexibilität. Ist man nicht an feste Tage gebunden, können Besetzungsengpässe gut ausgeglichen werden. Aber auch als Arbeitnehmer kann man bei einem guten Verhältnis zum Arbeitgeber (bestenfalls im Sinne eines Gebens und Nehmens) Tage mit Betreuungsengpässen oder z.B. Festen in der Kita/Schule tauschen. Allerdings kann eine Rotation in Bereiche, in denen eine kontinuierliche Patientenbetreuung gewünscht ist (z.B. auf einer Station), schwierig sein.
  3. Blockweise (wochen- monats- oder halbjahresweise) arbeiten: Ein Modell, das sowohl Flexibilität als auch Kontinuität bietet, aber eben blockweise. Für die Work-Life-Balance ist dieses Modell sicherlich sehr interessant, aufgrund von Kinderbetreuung jedoch nur unter bestimmten Umständen hilfreich, z.B. wenn man sich mit dem Partner wochenweise abwechselt.

Ihr seht, es gibt viele Optionen, die zu der individuellen Lebenssituation passen müssen. Auch eine Kombination der einzelnen Modelle ist möglich.

An dieser Stelle möchte ich eine Lanze für Teilzeitkräfte brechen, denn ich denke, dass diese mit guten Teilzeitkonzepten ein Gewinn für Klinik und Praxis sind und motivierte, effektive, flexible und ausgeglichene Arbeitnehmer sind. In Zeiten, in denen der Großteil der Medizinstudierenden weiblich ist und Kindererziehung längst nicht mehr nur Aufgabe der Mütter ist, werden gute Teilzeitmodelle sowieso unabdingbar sein.

Zurück zu meinem persönlichen Teilzeitmodell. Nach meiner ersten Elternzeit habe ich mich entschieden volle Arbeitstage zu arbeiten und war damit lange sehr zufrieden, ausgeglichen und voller Motivation. Dieses Teilzeitmodell war mir möglich, da mein Mann die Kinderbetreuung an den Nachmittagen übernehmen konnte. Ich hatte nie das Gefühl mit der Arbeit nicht fertig zu werden oder anderen eine Last zu sein, ganz im Gegensatz zu Kollegen, die halbe Tage arbeiten und nicht selten doch länger bleiben, damit Briefe und Befunde nicht völlig auf der Strecke blieben. An meinen freien Tagen konnten Termine untergebracht werden, für die man im Alltag sonst nur schlecht Zeit findet wie z.B. Sport, Arzttermine oder etwas für die Weiterbildung nachzulesen. Ich hatte feste Arbeitstage, konnte aber aufgrund meiner privaten Situation bei personellen Engpässen in der Klinik oder Betreuungsengpässen zu Hause die Tage tauschen. Dies ermöglichte sowohl der Klinik als auch mir eine große Flexibilität. Lange Zeit habe ich dieses Modell als das einzig wahre Teilzeitmodell für mich empfunden und trotzdem habe ich mich nun nach meiner zweiten Elternzeit für eine Mischung aus halben und ganzen Tagen entschieden, da ich das Gefühl hatte nachmittags zu Hause mehr gebraucht zu werden. Und was soll ich sagen – dieses Modell gefällt mir aktuell auch sehr gut und in der Kombination habe ich das Gefühl meine Arbeit gut zu schaffen, auch wenn sich meine Vermutung bestätigt an halben Tagen wenig Zeit zu haben noch etwas abzuarbeiten: Den letzten Patienten in der Sprechstunde verabschiedet geht es dann in der Regel schnell nach Hause, um die Kinder pünktlich von der Kita abzuholen. Die persönliche Situation ist also im Fluss und ich bin sehr dankbar einen Arbeitgeber zu haben, der mir entsprechende Anpassungen an meine Arbeitsbedingungen ermöglicht.

Wie sind eure Erfahrungen mit Arbeit in Teilzeit und in welchem Teilzeitmodell arbeitet ihr? Was würdet ihr euch vom Arbeitgeber wünschen? Ich freu mich auf eure Kommentare.

Eure Frederieke