Der Fall der roten Polizistin
14. Januar 2021
Herbert Hönigsmann
Universitätsklinik für Dermatologie, Medizinische Universität Wien
Anamnese
Eine 20-jährige hungrige Polizistin, die sich mit einem Kollegen auf Streife befand, besorgte für beide in einer lokalen Pizzeria Thunfischsalat. Etwa 15 Minuten nach dem Genuss kam es zu Kopfschmerzen, Tachykardie und Ausbildung flächenhafter erythematöser Flecken am gesamten Integument. Es bestand keine Quaddelbildung oder Pruritus. Der Kollege zeigte keine Veränderungen. Die Patientin wurde zu einer Notfallaufnahmeeinheit transferiert, wo zunächst eine akute allergische Reaktion auf Thunfisch diagnostiziert wurde (Abbildung 1a, b) Anamnestisch waren weder eine Allergie oder sonstige Krankheiten bekannt, Drogenkonsum wurde verneint. Der Blutdruck war im Normbereich und gastrointestinale Symptome wurden verneint. Weitere Untersuchungsergebnisse sind in Tabelle 1 dargestellt.
Therapie in der Notfallambulanz
Als Sofortmaßnahme wurden 50 mg Prednisolon i.v.und 2 Dragees Fenistil® (Dimetindenmaleat) verabreicht.
Tabelle 1 - Weitere Untersuchungen.
IgE - 135 kU/l
RAST Histamin - 20,6 kUA/l
PRIST - negativ (auch auf Thunfisch)
ECP - 9,25 μg/l
Prick - Milbe, Katze, Gräser, Beifuß positiv
Prick Thunfisch, Hering, Makrele negativ
Scratch-Test - Thunfisch negativ
Diaminooxidase - 14 U/l
Dennoch kam es zur Verschlechterung des Zustands. Nach zweieinhalb Stunden verschlechterte sich der Zustand trotz der Gabe von 250 mg Prednisolon i.v. und 1 Ampulle Dibondrin ® 2 mg (Diphenhydramin) weiter. Erst nach vier Stunden und einer weiteren Ampulle Dibondrin® 2 mg und 1 Ampulle Ranitidin 50 mg i.v. zeigte sich eine langsame Besserung der Symptomatik.