Persistierendes makulopapulöses Exanthem
25. Mai 2021
Elena Eber*, Teresa Deinlein*, Birger Kränke, Birgit Sadoghi
Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie, Medizinische Universität Graz, Graz, Österreich
*Die beiden erstgenannten Autorinnen trugen gleichermaßen zu dieser Arbeit bei.
Anamnese und Klinik
Eine 78-jährige Patientin wurde vom Hausarzt ihres Seniorenheims zur Abklärung eines seit etwa drei Monaten bestehenden, nicht juckenden Exanthems mit Betonung des Stammes unserer Klinik zugewiesen. Anamnestisch waren keine Infekte, Arthropodenstiche sowie sporadische oder neue Medikamenteneinnahmen vor Auftreten dieser Hautveränderungen zu erheben. Zuvor erfolgte ausschließlich eine pflegende Lokaltherapie. Als Nebendiagnosen waren venöse Ulzera, ein Diabetes mellitus Typ 2, eine arterielle Hypertonie und eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung Grad 1 bekannt. Die Patientin nahm seit mehreren Jahren Pantoprazol, Furosemid, Gliclazid, Vitamin-D3-Tropfen sowie bedarfsweise bei Schulterschmerzen Tramadol ein. Aufgrund des langwierigen Verlaufs erfolgte eine stationäre Abklärung. Bei der klinischen Untersuchung zeigte sich ein stammbetontes, nicht schuppendes, helles, livid-rötliches makulopapulöses Exanthem. Das Kapillitium, die Mund- und Genitalschleimhaut sowie die palmoplantaren Flächen waren erscheinungsfrei (Abbildungen 1, 2). Das Nikolski-Zeichen I war negativ. Das übrige Integument zeigte bis auf venöse Ulzerationen an den Unterschenkeln keine Auffälligkeiten. Im Aufnahmelabor fanden sich erhöhtes CRP (27,3 mg/l; Norm bis 5 mg/l) sowie eine gering eingeschränkte Nierenfunktion (GFR von 60,38 ml/min; Norm ab 90 ml/min). Das übrige Labor inklusive Differenzialblutbild waren unauffällig, ebenso die mykologische und parasitäre Diagnostik (Skabies). Die möglichen klinischen Differenzialdiagnosen umfassten Arzneimittelexanthem, Virusexanthem, Mycosis fungoides, Pityriasis rosea und ein Exanthem bei sekundärer Syphilis.
Histologie
Histologisch ergab sich das Bild einer lymphoplasmazellulären Proliferation ohne Hinweis auf Malignität. Eine Färbung auf CD123 zeigte nur vereinzelt positive Zellen. Bei der Färbung auf Treponema pallidum waren keine Spirochäten nachweisbar.
Weitere Diagnostik nach Erhalt des histologischen Befunds
Bei der Abklärung persistierender makulopapulöser Exantheme erfolgte bei entsprechender Klinik und Histologie eine Lues-Serologie (rapid plasma reagin card test [RPR] 1 : 128), TPPA (Treponema Pallidum-Partikel-Agglutinations- Test)-reaktiv (Titer 1 : 1.280), TMPA (treponemal membrane protein A screening)-reaktiv und TMPA-IgM-ELISA reaktiv). Die Borrelien-Serologie sprach für das Vorliegen einer Seronarbe und brachte keinen Beitrag zur Diagnosefindung; die Fluorescence-activated-Cell-Sorting (FACS)-Analyse zeigte keinen Hinweis für eine klonale/maligne Proliferation.