Papulovesikulöses Exanthem und ausgeprägter einseitiger Hörverlust

Henning Klapproth (1), Jonas Rauterberg (1), Sami Shabli (2), Steffi Silling (3), Sindy Böttcher (4), Esther von Stebut (1), Mario Fabri (1,5)

  1. Klinik für Dermatologie und Venerologie, Medizinische Fakultät, Universität zu Köln und Uniklinik Köln
  2. Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie, Medizinische Fakultät, Universität zu Köln und Uniklinik Köln
  3. Institut für Virologie, Medizinische Fakult.t, Medizinische Fakultät, Universität zu Köln und Uniklinik Köln
  4. Nationales Referenzzentrum für Poliomyelitis und Enteroviren, Robert Koch Institut, Berlin
  5. Center for Molecular Medicine Cologne (CMMC), Medizinische Fakultät, Universität zu Köln und Uniklinik Köln

ANAMNESE UND KLINISCHES BILD
Ein 20-jähriger Mann stellte sich in unserer Klinik mit einem seit zwei Tagen zunehmenden, nicht juckenden Exanthem vor, das bevorzugt Hände und Rumpf betraf. Palmar zeigten sich unregelmäßig geformte, scharf begrenzte, hell erythematöse Maculae und Papeln sowie klar gefüllte, polygonale, targetoide bis bullöse Läsionen (Abbildung 1a). Zusätzlich fanden sich 1–2mm messende, runde, gruppiert stehende, teils eingetrocknete Papulovesikeln mit erythematösem Halo in den Beugen und disseminiert am Stamm (Abbildung 1b–d).Es bestanden keine Schleimhautveränderungen.Genital sowie perianal fanden sich keine Hautveränderungen. Es gab kein Anhalt für eine Scabies. Eine Lymphadenopathie lag nicht vor. Im Verlauf der Erkrankung zeigte sich eine akrale Desquamation.

Einen Tag vor Aufnahme in unsere Klinik bemerkte der Patient plötzlich eine rechtsseitige Schwerhörigkeit. Ein ausgeprägter einseitiger sensorineuraler Hörverlust (SSHL) wurde von einem Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde diagnostiziert (Abbildung 2). Das rechte Trommelfell war mit zwei Bläschen besetzt. Der äußere Gehörgang war frei. Der Patient verneinte Tinnitus, Schwindel oder ein vorausgehendes akustisches Trauma.

Der Patient lebte in einer monogamen homosexuellen Partnerschaft. Zwei Wochen zuvor hatte sein Partner ähnliche Hautveränderungen entwickelt, die mit einem unbekannten oralen Antibiotikum und Prednisolon behandelt worden waren und sich innerhalb von 10 Tagen vollständig zurückgebildet hatten. Der Patient gab an, dass ein zuvor erfolgter Test auf sexuell übertragbare Infektionen negativ gewesen sei. Der Patient berichtete von einer zurückliegenden atopischen Dermatitis. Andere chronische Erkrankungen wurden ebenso wie Allergien oder die Einnahme einer Dauermedikation verneint.

Die Laboruntersuchungen ergaben erhöhte ALAT (96 U/l; Referenzbereich: < 50 U/l), erhöhte γ-GT (314 U/l; Referenzbereich < 60 U/l), erhöhtes CRP (18,2mg/l; Referenzbereich < 5,0 mg/l). Die Lymphozyten waren erniedrigt (970/μl;Referenzbereich 1260–3300/μl).

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