Diagnose

Eruptive Pseudoangiomatose

Diskussion
Die eruptive Pseudoangiomatose wurde erstmals 1969 von Cherry JD et al. [ 1 ] beschrieben und ist den paraviralen Exanthemen zuzuordnen [ 2 ]. Typisch ist das plötzliche (eruptive) Auftreten von disseminierten Angiom-ähnlichen diaskopisch wegdrückbaren Papeln an den Prädilektionsstellen von Gesicht und Extremitäten, die die Patienten 1–2 Wochen nach Beginn eines Infektes der oberen Luftwege oder des Gastrointestinaltraktes entwickeln [ 3 ]. Bei dem vorgestellten Kleinkind war ein Infekt der oberen Luftwege vorausgegangen, der mit erhöhter Temperatur einherging. Die serologische Diagnostik war unauffällig. Bisher wurde das Exanthem assoziiert mit Epstein-Barr-Virus-, Zytomegalievirus-, Echovirus- und Adenovirusinfektion beschrieben [ 3–5 ]. Viren lassen sich jedoch nicht in der Haut nachweisen, so dass das Exanthem vielmehr als Reaktion des Immunsystems auf den Infekt aufzufassen ist (paravirales Exanthem). Histologisch sind ektatische Kapillargefäße mit prominenten Endothelien und ein perivaskuläres lymphohistiozytäres Infiltrat typisch, jedoch nicht pathognomonisch [ 4, 6–8 ] . In Anbetracht der typischen Klinik und des Alters haben wir bei unserem Patienten auf eine Hautbiopsie mit histologischer Untersuchung verzichtet. Morphologisch erinnern die Läsionen an Hämangiome, die histologisch jedoch keine vaskuläre Proliferation zeigen und deshalb zur Krankheitsbezeichnung der Pseudoangiomatose geführt haben [ 3 ]. In vielen Fällen lassen sich wie beim vorgestellten Kleinkind keine Viren identifi zieren; allerdings sprechen der vorangegangene Infekt, das Auftreten besonders im Kindesalter, der klinische Verlauf mit spontaner Remission nach spätestens vier Wochen am ehesten für eine virale Ursache. Auch das familiäre Vorkommen ist damit zu erklären [ 8 ]. Im Vergleich zur eruptiven Pseudoangiomatose persistieren die Differentialdiagnosen wie Spider naevi, cherry angiomas, multiple Läsionen eines Granuloma pyogenicum und einer bazillären Angiomatose und treten nicht exanthematisch auf [ 4 ].


Fazit
- Die eruptive Pseudoangiomatose ist ein paravirales Exanthem, das am häufigsten im Kindesalter nach    vorherigem Infekt der oberen Luftwege oder des Gastrointestinaltraktes auftritt.
- Klinisch sind Angiom-ähnliche disseminierte Papeln im Gesicht und an den Extremitäten    charakteristisch.
- Es handelt sich um eine klinische Diagnose, eine bioptische Sicherung ist nicht zwingend notwendig.
- Aufgrund des selbstlimitierenden Verlaufes und der fehlenden subjektiven Symptomatik ist eine    Therapie nicht erforderlich.


Interessenkonflikt: Keiner.

Literatur
1 Cherry JD , Bobinski JE , Horvath FL , Comerci GD . Acute hemangioma- like lesions associated with ECHO viral infections. Pediatrics 1969 ; 44 : 498 – 502 .
2 Fölster-Holst R , Zawar V , Chuh A . Paraviral exanthems . Expert Rev Anti Infect Ther 2016 ; 14 : 601 – 11.
3 Prose NS , Tope W , Miller SE , Kamino H . Eruptive pseudoangiomatosis: a unique childhood exanthem? J Am Acad Dermatol 1993 ; 29 ( 5 Pt 2 ): 857 – 9 .
4 Chuh A , Zawar V , Maheshwari A , Bharatia P . A mini-epidemic of eruptive hypomelanosis in three children of the same family; the first piece of epidemiological evidence for an infectious cause of a novel paraviral exanthem . Clin Exp Dermatol 2016 ; 41 : 680 – 1 .
5 Jin SP , Chang MS , Shin HS et al. Eruptive pseudo-angiomatosis lesions are associated with intravascular neutrophils and do not harbour Epstein-Barr virus . J Eur Acad Dermatol Venereol 2010 ; 24 ( 2 ): 163 – 7 .
6 Guillot B, Dandurand M. Eruptive pseudoangiomatosis arising in adulthood: 9 cases . Eur J Dermatol 2000 ; 10: 455 – 8 .
7 Angelo C , Provini A , Ferranti G et al. Eruptive pseudoangiomatosis . Pediatr Dermatol 2002; 19 : 243 – 5.
8 Wambier CG , Cappel MA , Danilau Ostroski TK et al. Familial outbreak of eruptive pseudoangiomatosis with dermoscopic and histopathologic correlation . J Am Acad Dermatol 2017; 76 ( 2S1 ): S12 – S15 .

 

Die Diagnosequizze werden uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom 
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