Akral betonte kreisförmige Ulzerationen und Erosionen
14. April 2023
Annika Hansel (1), Elisabeth Oms (1), Anja Berger (2), Andreas Sing (2), Michael Tronnier (1)
1) Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Helios Klinikum Hildesheim
2) Konsiliarlabor für Diphtherie am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), Oberschleißheim
ANAMNESE
Ein 39-Jähriger Mann stellte sich notfallmäßig in der interdisziplinären Notaufnahme vor. Er berichtete über blutende Erosionen,welche vor zwei Wochen aufgetreten waren. Die Anamneseerhebung war aufgrund der Sprachbarriere eingeschränkt.
Der Patient kam gebürtig aus Lettland und befand sich erst seit mehreren Wochen in Deutschland. Eine Tropenreise wurde verneint. Er habe in letzter Zeit keinen festen Wohnort gehabt. Die Sexualanamnese ergab einen einmaligen ungeschützten Geschlechtsverkehr mit einem ihm vorher unbekannten Sexualpartner. Es bestanden keine Vorerkrankungen, Medikamente wurden nicht eingenommen. Trauma oder Tierkontakt waren dem Patienten nicht erinnerlich. Ein Impfausweis konnte nicht vorgelegt werden, allerdings seien innerhalb der letzten zehn Jahre keine Impfungen durchgeführt worden, sodass von einem unvollständigen Impfschutz auszugehen war.
KLINISCHE BEFUNDE
An den Extremitäten zeigten sich streckseitig betont relativ umschriebene flache, blutende kreisförmige Erosionen mit teilweise schmierigen Belägen und angedeuteter Membranauflagerung sowie erythematösem Randwall (Abbildungen 1, 2). Ein diskretes Erythem war in der weiteren Wundumgebung sichtbar. Einzelne Veränderungen zeigten sich auch am Nacken und im Gesicht. Bukkal waren weißliche Beläge zu erkennen. Vergrößerte Lymphknoten waren nicht palpabel, die Tonsillen waren ebenfalls unauffällig.
Im Blutbild zeigte sich eine Anämie, eine Thrombozytopenie sowie eine absolute Lymphopenie. CRP war mit 7,5 mg/dl (Referenzwert: < 0,5 mg/dl) leicht erhöht. Es bestand kein Fieber und eine B-Symptomatik wurde verneint. In den Blutkulturen konnte Streptococcus pyogenes nachgewiesen werden.
Der Routineabstrich auf SARS-CoV-2 war positiv, ebenso der HIV-Suchtest, welcher die Erstdiagnose einer HIV-Infektion sicherte. Die CD4-Zellzahl betrug 0,145 × 109/l und war deutlich erniedrigt (Referenzwert 0,3–1,4 × 109/l). Die CD4/CD8-Ratio war mit 0,09 ebenfalls reduziert (Referenzwert 1,0–3,6). Die HIV-RNA war positiv, quantitativ betrug der Wert 3 040 000 Kopien/ml.